ATTAC übernimmt ein Drittel der Schulden des Kulturprogramms. Solidarität ist angesagt – 40000 Euro fehlen noch
Von Donna San Floriante
Fünf Monate nach Abschluß der G-8-Proteste in Rostock und Heiligendamm sitzt ATTAC immer noch vor einem riesigen Finanzloch. Auslöser des Defizits ist die Arbeitsgemeinschaft (AG) »Move against G 8«. Sie war von der Buchung der Künstler bis zur Bühnentechnik für das Kulturprogramm rund um die Proteste zuständig.
»Move against G 8« bot vom anarchistischen Liedermacherduo Yook (Quetschenpaua) und Hella bis hin zu Juli, Rainer von Vielen und Theaterperformances allen Spektren und Geschmackslagen ein umfassendes einwöchiges Programm. Die AG hatte überdies die Festivalbühne in der Rostocker Innenstadt organisiert. Für die Protestierenden war dieses Angebot durchgehend kostenlos. Das Kulturprogramm war ein wichtiger Beitrag zum Gelingen der Protestwoche.
Weniger gelungen scheint indes die Finanzkalkulation gewesen zu sein. Weder die Solidaritätskonzerte zuvor noch der Verkauf des G-8-Samplers auf CD und DVD haben ausgereicht, die Kosten auch nur annähernd zu decken. Dazu fehlen 3000 Sampler in den Beständen, ohne daß Zahlungen eingegangen wären.
»Move against G 8« hatte sich im Vorfeld der Proteste als Kultur-AG zusammengefunden und wurde hauptsächlich von engagierten Einzelpersonen getragen. Die Gruppe arbeitete unabhängig von der medial hofierten Grönemeyer-Bono-Connection und verstand sich durchaus als Gegenentwurf dazu – aus der Bewegung heraus. Eine größere Organisation oder Agentur als Rückgrat des Kulturprogramms gab es nicht, auf kommerzielles Sponsoring wurde bewußt verzichtet.
Was für die Vielfalt, Basisverankerung und unbürokratische Kreatitivät der Kultur-AG ein großes Plus gewesen sein mag, erweist sich angesichts des finanziellen Minus als großes Problem. Schnell zerfiel die AG nach den Tagen von Heiligendamm wieder in Einzelpersonen. Eine funktionierende Struktur über den Tag hinaus ist nicht geblieben. Im Moment sitzt ATTAC auf dem Minusposten.
Solidarisch reagierte bisher die Camp-AG, die für die Organisation der Protestcamps zuständig gewesen ist. »Move against G 8« hatte auch wesentliche Elemente der dortigen Infrastruktur bereitgestellt, so Großzelte und Bühnen in den Camps Reddelich und Rostock-Stadthafen. Die Camp-AG hat aus erwirtschafteten Überschüssen bereits mehr als 10000 Euro überwiesen. Ein namhafter Künstler schoß privat 5000 Euro zu.
Blieb immer noch ein Loch von sage und schreibe 60000 Euro. ATTAC zeigte sich solidarisch: Geschäftsführerin Sabine Leidig kündigte gegenüber junge Welt an, ihre Organisation werde 20000 Euro übernehmen. »Damit ist dann aber die Grenze dessen, was wir tragen können, erreicht«, stellte sie klar. Sie appellierte an alle Unterstützergruppen der G-8-Proteste, sich am Ausgleich der verbleibenden 40000 Euro durch großzügige Organisationsspenden zu beteiligen.
Auch Einzelpersonen sind aufgerufen, ihr Scherflein beizutragen. Neben dem Kauf des Protestsamplers und Sammlungen rund um Veranstaltungen kann auch online bzw. per Überweisung gespendet werden.
info: attac.de/g8
[http://www.jungewelt.de/2007/10-26/026.php]
Source: junge Welt