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2011-07-17

[B] Unangemeldete Carlo Guiliani Gedenkdemo

Am 20.Juli 2001 wurde Carlo beim G8-Gipfel von Polzisten ermordet. Deshalb fand am 16.Juli 2011 Berlin eine Gedenkdemo statt die nicht angemeldet wurde. Über 1200 Menschen folgten dem Aufruf.

Eines vorneweg. Der Bericht ist an einigen Stellen bewusst vage gehalten, um es für die Bullen schwerer zu machen, wie z.B. wo kam wann wer woher. Vielleicht schafft ihr es ja, euren Mitteilungsdrang zu zügeln und NICHT(!) in den Ergänzungen jedes kleinste Detail zu offenbaren.

Ich fange mal mit dem Fazit an. Meinen Bericht könnt ihr ja im Anschluss lesen.

Am 16.07.2011 trafen sich weit über 1000 Menschen und starteten vom Lausitzer Platz eine unangemeldete Demo. Die Cops hatten die Lage vollkommen unterschätzt und waren nicht schnell genug in der Lage Verstärkung heranzuführen, so dass sich der Demonstrationszug in Bewegung setzen konnte. Leider vereinzelte er sich relativ schnell, da an der Oranienstraße ohne erkennbare Not Böller und Rauchtöpfe gezündet wurden und die Leute nicht weitergehen wollten, da einige dachten es wäre Tränengas. Hier muss gesagt werden, dass weniger manchmal mehr ist! Ziel hätte es sein müssen, die Demo so lange wie möglich geschlossen zu halten und nicht jedes auftauchende Bullenfahrzeug anzugreifen. Klar, dass Leute nicht zwangsläufig motiviert sind, durch einen Flaschen, Stein und Böllerhagel den Anschluss an die Demospitze zu suchen. Hier wäre definitiv mehr möglich gewesen. Kurz danach waren nur noch kleinere Gruppen unterwegs, die allerdings weiterhin ihrem Ärger auf der Straße als Demonstrationszug Luft machten.

Alles in allem eine sehr sehr gute Demo die Spaß gemacht hat und verdammt gut organisiert war. Leider viel zu kurz.

Am Anfang war das Nichts

„Pünktlich“ hieß es, solle mensch da sein. Überpünktlich war auch ich da. Als ich gegen 21:30 Uhr den Lausitzer Platz betrat. Zuerst stellte sich eine gewisse Ernüchterung ein. Lediglich vereinzelt standen Leute rum. Meist nicht von den Touris zu unterscheiden, welche um diese Zeit die Gegend sicher machen. Alles in allem wirkte die Situation eher unmotiviert. Etwa 5 Minuten bevor es losgehen sollte, waren etwa 400 Menschen auf dem Platz. Wie viele sich in der näheren Umgebung aufhielten ist schwer einzuschätzen, auch für die Bullen.

Diese waren mit etwa 5 Wagen vor Ort. Wahrscheinlich werden in den umliegenden Straßen noch entsprechende Reserven zur Verfügung gestanden haben. Kurz vor 22Uhr meldete sich die Polizei zu Wort und verlangte noch recht freundlich nach einem Anmelder, damit „Details“ besprochen werden können, was mit höhnischem Gelächter kommentiert wurde.

Auf Los geht’s los.

Kurz nach 22 Uhr zog jedoch ein Demonstrationszug am Lausitzer Platz vorbei. Die ersten Reihen waren komplett vermummt und mit Seilen zur Seite hin ausgestattet. Als der Lausitzer Platz erreicht wurde, zündeten Leute dann Bengalofackeln und spätestens jetzt wusste der ganze Platz, dass es Zeit ist, sich in Bewegung zu setzen. Zu diesem Zeitpunkt würde ich schätzen, dass mindestens 1200 Menschen in Bewegung waren. Die Polizei schien recht überfordert von der Geschwindigkeit in der das ganze ablief und griff nicht ein. Vielmehr standen sie recht ungläubig am Rand und beschränkten sich aufs beobachten. Leider müssen hier auch wieder Böller erwähnt werden, die teilweise dicht neben oder sogar im Demozug hochgingen. An den Gesichtern der Leute in der Nähe konnte mensch ablesen, dass diese wenig begeistert davon waren.

Nach einem kurzen Stück bog der Demonstrationszug in die Manteuffelstraße ein und bewegte sich auf die Kreuzung Oranienstraße zu. Die Cops schienen unentschlossen. Während die erste Wanne Anstalten machte, sich dem Zug in den Weg zu stellen, fuhr die zweite schon vorbei, so dass eine Lücke zum darauffolgenden Ziviauto entstand. Die organisierte Demospitze bog zügig in die Skalitzer ein. Leider zündeten irgendwelche Menschen genau an dieser Stelle Rauchtöpfe und Böller, so dass der zweite, wesentlich größere Teil der Demo nicht weiter ging. Das war mehr als ärgerlich. So war die Demospitze auf sich allein gestellt und der Rest war ab diesem Zeitpunkt unorganisiert und es gab keine klare Richtung mehr.

If the kids are divided ...

Nach kurzem Geplänkel an der Kreuzung kehrte der Großteil der ehemaligen Versammlungsteilnehmer_innen um. Schon an der nächsten Kreuzung teilte sich der Zug abermals und vereinzelte sich immer mehr. OK, also weiter mit der altbekannten „25 und mehr Finger-Taktik“. Der Finger in dem ich mich befand, war auf etwa 150 Menschen reduziert und zog ohne große Umwege Richtung Adalbertstr./Bethaniendamm, wo sich der Carlo Guiliani-Park befindet, immer dicht gefolgt von etwa 25 Bullen. Dort angekommen, ging es weiter Richtung Mitte und es wurden vereinzelt kleinere Barris gebaut. Jetzt war es den Cops zu viel und sie verhafteten wahllos Leute, die in der Nähe standen, nicht ohne diese zuvor ordentlich zusammen zu legen.

Kreuzberger Nächte sind lang ...

Später fand ich mich auf dem Mariannenplatz wieder, wo eine Copeinheit dachte, alleine einen auf dicke Hose machen zu können. Diese wurden dann … naja, wie soll man dazu sagen, „Beböllert“ und mit Bengalos beworfen, ohne dass diese auch nur im entferntesten trafen. Weder Bengalos noch Böller trafen die Cops. Allerdings waren diese davon so erschreckt, dass sie einen Wasserwerfer anforderten, der etwa 20 Minuten später am Mariannenplatz eintraf.

Als ich etwa gegen 0 Uhr zurück auf der O-Straße war, ergab sich ein sehr versprengtes Bild. Etwa 30-40 Leute standen auf der Fahrbahn und die Cops machten sich gerade daran, mit ihrer altbewährten Taktik, die Menge aufzulösen. Das heißt, die ziehen immer wieder in kleinen Trupps durch die Menge und provozieren damit entweder Flaschenwürfe oder die Menge zerstreut sich. Nun, hier passierte nichts von beidem. Und hier kam abermals der Tourifaktor zum Tragen. Diese kamen nämlich einfach auf die Straße, weil ja keine Autos fuhren und Cops auf der Straße sind. Innerhalb von 20 Minuten war die O-Straße mit gut 200 Menschen voll. Was die Cops nicht daran hinderte sich bei Normalos und Touris unbeliebt zu machen, indem diese harsch beiseite geschubst wurden oder rabiat angefasst. Ab diesem Zeitpunkt wurden fast nur noch Touris verhaftet, welche sich über diese Behandlung beschwerten. Erst zwei Stunden später konnte der Autoverkehr wieder eingeleitet werden. Zeit für mich, nach Hause zu gehen.

Vielen Dank für die gut organisierte Demo. Leider war sie nicht lange zu genießen.

Wie gesagt, es handelt sich um meine Eindrücke, die natürlich subjektiv sind. Wenn ihr etwas aners wahrgenommen habt, könnt ihr gerne ergänzen oder etwas eigenes schreiben.

Source: http://de.indymedia.org/2011/07/311999.shtml