Am 21. Juli, sieben Jahre nach den Ereignissen des G8 2001 in Genua, wird das 
Urteil im Verfahren zu der Folter erwartet, die circa 300 während der 
Protesttage festgehaltene oder gefangengenommene und in die Bolzaneto-Kaserne 
geführte DemonstrantInnen erlitten haben. Bolzaneto wurde an jenen Tagen zu 
einem temporären Gefängnis 
umfunktioniert.
Im 2005 begonnenen Verfahren sind 45 Personen angeklagt: es handelt sich von 
Beamten und Leiter der Staatspolizei, Carabinieri, Gefängnispolizisten, Ärzte 
und Krankenpfleger der 
Gefängnisverwaltung.
 
		Ihnen wird Amtmissbrauch, Autoritätsmissbrauch gegen Festgenommene, Nötigung, 
Misshandlung, Drohung und Fälschung vorgeworfen. Die Ermittlungen der 
Staatsanwaltschaft basieren auf Zeugenaussagen der Festgenommenen sowie 
Aussagen von zwei Krankenpflegern und zwei Gefängnispolizisten, die als erste 
im Januar 2004 zugaben dass Gewaltaktionen in der Kaserne stattgefunden 
hatten.
Die Aussagen der Festgenommenen, auch NebenklägerInnen im Verfahren, ergaben 
eine Horrorerzählung von Schlägen, Beleidigungen, faschistischen Parolen und 
systematischen Demütigungen der wegen ihres Zustands harmlosen Menschen 
hervor.
Nach der Rekonstruktion der Staatsanwaltschaft wurde in Bolzaneto gegen den 
dritten Artikel der europäischen Menschenrechtskonvention verstossen, der 
Folter und unmenschliche und unwürdige Behandlungen verbietet. Trotzdem ist 
das italienische Strafgesetzbuch im Sinne der Konvention noch nicht verändert 
worden und beinhaltet keinen spezifischen 
Folterparagraph.
Zusammen mit der Repression auf den Straßen und der Stürmung der Diaz-Schule 
am Abend des 21. Juli stellt Bolzaneto eine der Etappen des Prozesses dar, der 
den von der Antiglobalisierungsbewegung ausgedrückten Dissens zerstören will. 
Während der Tage, an denen dieses temporäre Gefängnis errichtet war, wurden 
den Gefangenen weder die Anklagen gegen sie noch ihre Rechte mitgeteilt, es 
wurde ihnen jeglicher Kontakt mit AnwältInnen, Verwandten und, im Fall der 
AusländerInnen, mit den Konsulaten 
gewährt.
Die Menschen, die durch Bolzaneto gingen, wurden de facto gekidnappt. 
Bolzaneto ist kein isolierter Fall der Suspendierung des Rechtsstaates 
gewesen, sondern eine immer häufiger werdende Episode unter anderen, auf 
globaler Ebene bekannten, wie Guantanamo, Abu Ghraib oder die “Extraordinary 
Renditions”.
Der G8 in Genua wurde von Amnesty International als “die größte 
Außerkraftsetzung der demokratischen Rechte in einem westlichen Land seit dem 
Ende des zweiten Weltkriegs” 
bezeichnet.
Auch wenn ein endgültiges Urteil wegen der Verjährungsfristen nie erreicht 
werden wird, würde eine Verurteilung im ersten Grad die physischen und 
moralischen Schäden, die die NebenklägerInnen erlitten haben, und ihre 
ökonomische Entschädigung 
anerkennen.
Wir wollen, dass der nächste Juli ein Anlass darstellt, um die die Tage der 
den G8 2001 kennzeichnenden Ereignisse zu skandalisieren, und eine Gelegenheit 
für alle diejenigen, die nicht vergessen werden wollen, sich Gehör zu 
verschaffen.
Genua, Juni 2008
www.processig8.org
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