2009-04-27 

Eine Kaserne für die acht Großen, das Rätsel ist jetzt nun die Sicherheit

Fast 30000 Personen erwartet. Die Staatschefs müssten in den Botschaften in Rom Übernachten

Von Carlo Bonini und Giuseppe Caporale

L’Aquila – Das Haus für die acht Großen der Erde wird also hier stehen. In Coppito, Italien. In seismischem Gebiet der Stufe 1. Inspektoren- und Unteroffiziersanwärterschule “Maresciallo Vincenzo Giudice”, “Goldmedaille, der der Nazi-Vergeltung die Stirn bot, um das Leben Unschuldiger zu retten”. Fünfzig Hektar Lehmboden, für ein Komplex mit 50000 Quadratmetern Stahlbeton-Strukturen, die vom Pettino-Erdbruch gestreichelt werden und von jenem, der vor zwei Wochen die Pfeiler des San Salvatore-Krankenhauses zerkrümelten – 1992 eingeweiht.

Bild: Aquila

Einer der Flügel dieser Kasernenstadt trägt die Spuren des Peitschenhiebs vom 6. April, und am Nachmittag des Überraschungscoups, fahren die Nadeln der Seismografen damit fort, den seismischen Schwarm zu erfassen, der nicht aufgehört hat und nicht aufhört, diese Lande zu peinigen. De facto sieht es aber so aus, als sei die bebende Erde plötzlich das letzte der Kümmernisse.

Vielleicht, weil die Seismologen mit ihren Vorhersasgen plötzlich großzügig werden (“Bis Juli könnte sich die SEismizität verringert haben”, sagt Franco Barberi*). Oder vielleicht, weil die Bühne des Dramas zum symbolischen Epizentrum der angekündigten “Wiederauferstehung der Abruzze”. Hier haben in einer in ein Leichenschauhaus umgewandelten Halle Kinder, Frauen und Männer in Erwartung ihrer Beisetzung geruht. Hier wurden die Leichen während der Feier des Staatsbegräbnisses am Karfreitag vor Ostern gesegnet. Hier schlafen heute Guido Bertolaso, Chef des Zivilschutzes, Hunderte seiner Mitarbeiter und freiwilliger Helfer und 1300 Finanzpolizeiangehörige. Hier Arbeiten der Präfekt Franco Gabrielli und jeder Beamte, der in L’Aquila kein Büro mehr hat. Hier hat das Informationsbüro seine Zelte aufgeschlagen, um die Durchreise der Minister und Staatssekretäre zu dokumentieren und um eine Röstspanferkelbude zu beglücken, dem einzigen nicht heruntergelassenen Rolladen an der Straße, die entlang der Anlage verläuft. Mit den 8 werden hier in 60 Tagen 3000 Delegierte, 3000 akkreditierte Journalisten, 16000 Männer der Ordnungskräfte eintreffen.

Selbst wenn man sich Änderungen vorstellt und die vollständige Räumung der Anlage: es wird nicht leicht, sie alle in die “Vincenzo Giudice” zu stecken. Gegenwärtig kann die Kaserne bis zu 2500 Betten in 4-er Zimmer bereitstellen und die Kapazität des Auditoriums geht nicht über 2400 Sitzplätze. Also?

Bertolaso, der der Vater des Überraschungscoups ist, ist überzeugt, dass es nicht nötig sein wird, weiteren Raum zu erhaschen oder solchen zu erfinden. Er meint, dass die 50 Hektar in Coppito ausreichen. Tatsache ist, dass im Innenministerium in diesen Stunden nach acht Monaten Arbeit die Pläne für La Maddalena in den Papierkorb geworfen werden, um zur Beschäftigung mit den Abruzzischen Flächenplänen über zu gehen. Und wenn das Argument des Ministerpräsidenten: “Wer beabsichtigt, zu protestieren wird nicht den Mumm haben”, im Epizentrum des Dramas “zum Randalieren zu kommen”, ein Problem für die Prävemtionsmaschinerie löst, so schafft es dafür neue. Der Umzug in die Abruzzen verlagert nämlich die Handhabe der öfentlichen Ordnung nicht von der Insel La Maddalena nach L’Aquila, sondern von der Insel La Maddalena nach Rom. “Wir haben gerade angefangen, uns damit zu beschäftigen”, sagt ein hochrangiger leitender Beamter des Departements für öfentliche Sicherheit “die acht Großen und mindestens ein Teil ihrer Delegetationen werden aber in Rom unterkommen, vielleicht in den Botschaften. So wird man das Problem der Sicherung der Transfers nach L’Aquila und der Sicherung der Residenzen in Rom lösen müssen – auch weil es auf der Hand liegt, dass etwaige Transfers mit dem Hubschrauber zwar für die Chefs und ihr Gefolge möglich sein werden, aber sicher nicht für die Delegationen”. Man wird also der Eröffnung einer Front der öffentlichen Ordnung im Herzen der Haupstadt entgegen sehen müssen, und entlang der hundert Kilometer, die sie mit Coppito verbinden.

Konfus ist auch noch die Kostenfrage. “Man spart 220 Millionen, die bereits für La Maddalena vorgesehen waren”, verlautet es aus dem Palazzo Chigi**. Es wird bei dieser Aussage jedoch nicht geklärt, was aus den 180 Millionen werden soll oder geworden ist, die sich aus der Subtraktion des Betrages, den man eben angekündigt hat, nun einsparen zu können, von dem für La Maddalena insgesamt bereitgestellten (400 Millionen Euro). Sind jene 180 Millionen Gelder, die bereits ausgegeben oder gebunden wurden? Werden sie zur Fertigstellung von bereits fortgeschrittenen Maßnahmen dienen? Werden sie teilweise für den Umzug der Organisation in die Abruzzen Verwendung finden?

* Professor für Geochemie und Vulkanologie an der Universität Roma Tre

** Amtssitz des Ministerpräsidenten