2009-02-25 

Droht der Nato ein Betten-Boykott?

Im Streit um das Logo zum Natogipfel werden stärkere Geschütze aufgefahren. Die Hoteliers in Baden-Baden sind empört, dass das Emblem zum 60. Jubiläum des Militärbündnisses nur Straßburg und Kehl nennt.

Einige Häuser drohen jetzt, Reservierungen zu stornieren. "Sie sagen: Wenn die so mit uns umspringen, haben wir kein Interesse an einer Zusammenarbeit", erklärte Baden-Badens Dehoga-Chef Hans Schindler gestern.

Das sei zwar nicht die Linie des Hotel- und Gaststättenverbands. Doch er beschwerte sich bei Bundeskanzlerin Angela Merkel, dass Baden-Baden die negative Begleiterscheinung des Gipfels aufgebürdet, aber im Logo nicht gewürdigt werde.

In der Kurstadt findet am 3. April der Auftakt des Natogipfels samt Bankett statt. Ursprünglich war geplant, dass sich die Staats- und Regierungschefs der Mitgliedsstaaten in Straßburg und Kehl treffen. Dann wurde Baden-Baden der Ortenauer Grenzstadt vorgezogen. "Wir haben uns sehr geehrt gefühlt und alles getan, um gute Gastgeber zu sein", sagt Schindler. Unter anderem seien zwei kleinere Kongresse verlegt worden. "Als wir jetzt das Logo gesehen haben, waren wir schockiert – wir wollen auch auf das Schild." Denn die eine Übernachtung, bevor der Gipfel nach Straßburg zieht, sei kein wirkliches Geschäft. Gäste, die länger bleiben würden, müssten abgewiesen werden. "Die ganze Veranstaltung ist für uns nur marketingtechnisch ein Vorteil", erklärt der Gastwirt. Nun werde aber in den Medienberichten Baden-Baden nicht im Signet zu sehen sein. Schindler fordert, das zu ändern. "Wenn wir Hoteliers Menü-Kärtchen falsch beschriften, bringen wir das auch in Ordnung."

Die Bundesregierung lässt sich nicht beeindrucken, sie hält am offiziellen Logo fest. Dass sich Merkel und Frankreichs Präsident Sarkozy auf Straßburg und Kehl als Veranstaltungsorte festgelegt hatten, sei Ausdruck der deutsch-französischen Verbundenheit, sagte ein Regierungssprecher gestern. "Das bringt das Gipfel-Logo zum Ausdruck." Auf dem ist die Passerelle, die Brücke zwischen Straßburg und Kehl zu sehen, auf der die Gipfelteilnehmer einen Zwischenstopp für einen Fototermin einlegen. Ein Hinweis auf Baden-Baden wäre irreführend, hieß es in Berlin.

Des einen Leid, des andern Freud? Na, Logo. Denn in diesem sieht Kehls Oberbürgermeister auch eine Krönung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Zum Streit selbst äußert sich die Stadt nicht.