2009-02-15 

G8: Die Staatsadvokatur verlangt die Zahlung der Gerichtskosten von den verurteilten Polizisten

von Massimo Martine3lli

Rom, 13. Februar 2009 - Die salzigste Rechnung ist auf dem Tisch von Vincenzo Canterini gelandet, der während der G8-Tage Befehlshaber der 7. Bereitschaftsabteilung der Polizia di Stato*: Ungefähr 70.000 Euro. Nur geringfügig kleiner fällt der Betrag für seinen Vize Michelangelo Fournier aus, der um das, was er am Diaz-Abend sah zu beschreiben sorgsam seine Worte wählte: "Es war ein mexikanisches Gemetzel".

Dann kommen die Gruppenangehörigen, insgesamt sind es ungefähr fünfzehn - die selben, die jeden Sonntag für zwölfhundert Euro im Monat sich der Auseinandersetzunng mit exhaltierten Stadiongängern stellen. Von diesen wird man im Schnitt 20.000 Euro verlangen. Es handelt sich um die Gerichtskosten für das genuesische Verfahren wegen dem, was in der Diaz-Schule geschah. Die dem No-global Volk zur Übernachtung während des G8 zugeschlagene Schule** war Gegennstand einer Durchsuchung mit blutigem Ausgang durch Polizei- und Carabinieri*** Abteilungen geworden, die zur Verletzung von sehr vielen jungen Menschen, die dort untergebracht waren führte.

Bild: 20. Juli 2001, Genua

Die Staatsadvokatur hat beschlossen, dass sie diese Beträge zahlen müssen, die Polizisten und ihre Befehlshaber. Zumindest jene, die verurteilt wurden: "Die Verwaltung kann die beantragten Zuwendungen nicht gewähren..." heißt es in einem Rundschreiben des Innenministeriums, das einer Reihe von Schriftverkehrsgefechten zwischen den privaten Verteidigern der angeklagten Beamten, der Staatsadvokatur und dem Innenministerium beendet. So werden nun die Privatverteidiger, die bei Annahme der Mandate auf die Übernahme ihrer Rechnungen durch den Staat vertraut hatten, die Rechnungen an ihre Mandanten weiterreichen müssen.

Schlussendlich büßen nur die Männer der 7. Bereitschaftsabteilung aus Rom. Leute, die für die Auseinandersetzung auf der Straße ausgebildet und gewiss an unsanfte Zusammenstöße gewöhnt sind, aber nicht ohne Wahrung klaren Verstandes in Extremsituationen. Es war jedoch gerade der klare Verstand, der den Männern in Uniform, die die schwersten Schäden in der Schule verursachten, verloren ging. "Es ist die Nacht des Freiwilligen gewesen", sagte Professor Romanelli, der den Kommandanten Canterini verteidigte, bei seinem Plädoyer vor Gericht. In jener Aussage steckte die gesamte Vereidigungsstrategie der 7. Bereitschaftsabteilung: jenes mexikanische Gemetzel, mit Blutspuren, die sich über Wände, Flure und Treppen zogen, konnten nicht von den Männern Canterinis angerichtet worden sein; es war sicher das Werk von ins offene Messer geschickte Dilettanten der Handhabe der Öffentlichen Ordnung. Verurteilt wurden aber sie.

Das geschieht zum ersten Mal. Nie zuvor hatte der Staat sich in Bezug auf Gerichtskonten einen Rückzieher gemacht. Und wir stehen vor einem neuen G8, der ein bewegter sein könnte, der auf La Maddalena. Consap, die größte Polizeigewerkschaft, hat bereits Maßnahmen getroffen, in Form von Vereinbarungen mit Assicurazioni Generali**** über etwaigen Rechtsschutz für neue Gerichtskosten. "Wir sind aber in Sorge", sagte Sekretär Vincenzo Innocenzi, "weil sich Männer und Frauen der Polizia di Stato ein weiteres Mal zwischen dem Hammer, dem Protestierenden, und dem Amboß, also den Pilatus'chen Insitutionen, die stets bereit sind, sich die Hände in Unschuld zu waschen, wenn sich die Lage zum Schlechten wendet".

A.d.Ü.:

* Der Autor verrät geringe Vertrautheit mit der Materie, obschon er offensichtlich gute Kontakte zu mindestens einer der involvierten Parteien haben muss: Canterini war seinerzeit Befehlshaber der 1000 Männer der 1. Abteilung der römischen Bereitschaftspolizei. Innerhalb dieser Abteilung wurde eine speziell für die Aufstandsbekämpfung ausgebildete Sondereinheit gegründet, die als "VII Nucleo" bekannt wurde und mittlerweile aufgelöst ist. Beim Überfall auf die Diaz-Schulen in der Via Cesare Battisti in der Nacht zum 22. Juli 2001 führte Canterini jene Sondereinheit an.

** Erneut verrät der Autor seine geringe Kenntnis der Tatsachen. Das Gebäude war ursprünglich für Nichtregierungsorganisationen vorgesehen und später als Mehrzweckstandort genutzt worden. Zur Schlafstätte wurde es nach dem Unwetter zahlreiche Menschen, die in Zelten übernachteten zur Suche nach Auweichmöglichkeiten zwangen.

*** Carabinieri waren lediglich an der Umfeldsicherung beteiligt.

**** Versicherungsgesellschaft