2008-10-18 

Genua, Perugini entschädigt das Opfer

Der Junge wird nicht mehr Nebenkläger im Verfahren sein

Der Polizist gibt dem beim G8 geschlagenen Jungen 30.000 Euro

La Repubblica, Sonntag, 16. März 2008, Seite 17

Die Bildsequenz der Verprügelung ging um die Welt

von Massimo Calandri

Genua – Der Tritt in das Gesicht des Jungen kostet 30.000 Euro. Und das ist nur der Anfang. Alessandro Perugini, Vizequästor – und damals die Nr. 2 der genuesischen Digos – hat beschlossen, den während des G8 angegriffenen Fünfzehnjährigen aus Ostia zu entschädigen. Die Bildersequenz jener Verprügelung ging um die Welt und wurde dabei ein Symbolbild für den G8. Sie verweigte eine Gruppe sowohl uniformierter als auch in zivil gekleideter Männer, die einen Heranwachsenden mit Schlagstöcken und Fäusten schlugen. Und jenen Mann mit der Jeans und dem gelben shirt – Perugini, eben – der ihm mit einem Fußtritt voll ins Gesicht schlug.

Dann eine Nahaufnahme des Gesichts des Jungen, das schrecklich entstellt war, das Auge geschwollen wie ein Ballon.

Wegen jener unerklärlichen Gewalttat, die mit der illegalen Verhaftung des Jugendlichen und weiterer sieben no-global, steht der Vizequästor heute mit vier Unteroffizieren vor Gericht. Ein sechster unter Anklage stehender Polizist hat bereit ein Jahr und acht Monate Haft ausgehandelt. Im Laufe der letzten Verhandlung haben Perugini und ein weiterer Angeklagter dem Opfer eine Entschädigung angeboten, der sein Anwalt zugestimmt hat: Bruno Mattana, so der Name des Jugendlichen, wird nicht mehr Nebenkläger im Verfahren sein. Das natürlich trotzdem weitergeht: im Oktober wird der Staatsanwalt, Francesco Cardona Albini, sein Schlusspladoyer halten, das Urteil wir vor Herbstende erwatet. „Man muss die guten Absichten des Vizequästors anerkennen, der die Entschädigung angeboten hat, obwohl er weiß, dass dies keinen Einfluss auf den Verlauf des Strafverfahrens haben wird“, betonte Marco Staglieno, der Anwalt des geschlagenen Jugendlichen.

Als Bruno Mattana vor dem Polizeipräsidium der ligurischen Hauptstadt von einigen Polizisten umzingelt und geschlagen wird, ist es Samstagnachmittag, am 21. Juli 2001. Illegal geschlagen und verhaftet, zusammen mit einigen Weggefährten. Die Polizisten schworen, dass man sie angegriffen hätte und legten es schriftlich darnieder, in ihren Verhaftungsprotokollen: sie wurden von Fotografen und Kameras, die das Ereignis verewigten, auf spektakuläre Weise für peinliche Klarheit sorgte: Die Polizisten waren es gewesen, die über sie her gefallen waren.

Alessandro Perugini ist Beschuldigter in einem weiteren Verfahren in Zusammenhang mit dem G8, dem Verfahren wegen den Misshandlungen und Gewalttaten gegen 209 Personen in der Kaserne Bolzaneto: Die Staatsanwälte Patrizia Petruzziello und Vittorio Ranieri Miniati haben für den Vizequästor, der den höchsten polizeilichen Dienstgrad im Inneren der Anlage hatte, drei Jahre und sechs Monate Haft beantragt.

Anmerkung: Der Junge wird hier Bruno genannt. Das ist falsch, der richtige Vorname ist Marco. Das ist aber nur ein kleiner Fehler am Rande.