2008-07-04 

Vor dem Gipfel - G8-Gegner in Japan machen mobil

In Japan formiert sich der Protest gegen den G8-Gipfel, der am Montag beginnt. Längst werden nicht so viele Aktivisten auf die Straße gehen wie in Heiligendamm vor einem Jahr. Trotzdem präsentiert sich die Polizei in enormer Stärke.

Von Peter Kujath, ARD-Hörfunkstudio Tokio

Das Aufgebot der Polizei in Japan ist beachtlich. Über 40.000 Polizisten sind im Einsatz. Der Großteil davon ist auf Hokkaido stationiert, um das Hotel Windsor in Toyako zu schützen. Der Tagungsort ist gut gewählt. 600 Meter über dem See Toya steht die Hotelburg einsam auf einem Hügel. Es gibt nur eine Zufahrtsstraße und die überwacht die Polizei schon seit langem intensiv. Wenn die Staatschefs hier eingetroffen sind, wird der Großraum komplett gesperrt und auch ein Flugverbot über dem Tagungsort verhängt.

Pic: Narita Airport

Erschwerte Einreise nach Japan

Zwei Campingplätze, 30 bzw. 50 Kilometer vom Hotel Windsor entfernt, sind für die Gipfelgegner ausgewiesen. Doch es ist nicht leicht, ins Land zu kommen. Das musste auch die über 70-jährige Susan Georges, eine der Mitbegründerinnen von Attac, erleben. Am Flughafen wurde sie mehrere Stunden festgehalten und befragt, berichtet Yurika Ayukawa, stellvertretende Vorsitzende des G8 Summit NGO Forums: “Ich habe von einigen Fällen gehört, wo Aktivisten am Flughafen Narita festgehalten worden sind. Besonders verdächtig erscheinen die Personen, die schon einmal irgendwo verhaftet worden sind. Ich denke, die japanische Polizei ist zu empfindlich und übervorsichtig, damit ja nichts geschieht.”

Das G8 Summit NGO Forum ist ein Zusammenschluss von Nichtregierungsorganisationen. Ihre Mitglieder veranstalten in Sapporo unter anderem den People’s Summit 2008 und beteiligen sich am Wochenende an einer großen Demonstration in Sapporo, der Hauptstadt Hokkaidos, etwa 100 Kilometer vom offiziellen Tagungsort entfernt.

Demonstration in Tokio

In Tokio traf sich letztes Wochenende eine kleine Gruppe von circa 1000 Menschen zur einzigen Demonstration in der japanischen Hauptstadt. Bei strömenden Regen zogen japanische und ausländische Demonstranten durch die Stadt – begleitet von mehr als doppelt so vielen Polizisten. “Ich bin extra aus Fukuoka gekommen.” erklärte Mie, die noch am Abend mit dem Zug die knapp 800 Kilometer wieder zurückfahren musste. An weiteren Veranstaltungen gegen den G8-Gipfel kann sie leider nicht teilnehmen, weil sie arbeiten muss. “Ich bin Mitglied einer Gewerkschaft in Fukuoka. Ich bin gegen den Irak-Krieg und aktiv gegen die Globalisierung. Ich habe von dieser Veranstaltung in Tokio gehört und wollte auf jeden Fall teilnehmen. Im Fernsehen und in den Nachrichten wird viel über den G8-Gipfel berichtet und ich habe auch gehört, wie stark im Ausland dagegen demonstriert wurde. Da wollte ich auf jeden Fall mit dabei sein und meinen Teil beitragen.”

Wenig Proteste in Japan

Mit dieser Meinung steht sie in Japan aber eher alleine da. Seit dem Ende der Studentenbewegung Anfang der 70er-Jahre hat die Bereitschaft zu demonstrieren in Japan mehr und mehr abgenommen. Yasuhiro Tanaka von der Eisenbahngewerkschaft, die die Demonstration in Tokio organisiert hatte, war deshalb mit den 1000 Teilnehmer zufrieden. “Unabhängig davon, ob das eine gute Sache ist oder nicht, ist es ganz natürlich, dass bei einem solchen Ereignis wie dem G8-Gipfel auch Proteste und Gegenveranstaltungen stattfinden. Aber ich erwarte nicht, dass in Japan etwas Größeres geschieht. Die Menschen sind noch nicht so weit und aus dem Ausland können einfach nicht so viele Leute kommen.”