2008-03-11 

G-8-Prozess in Genua: Haftstrafen für 44 Angeklagte gefordert

Auch General Oronzo D’Oria muss sich wegen Polizeiübergriffen vor Gericht verantworten

Rom – In Genua ist der Prozess gegen das teilweise brutale Vorgehen der italienischen Polizei gegen protestierende Globalisierungsgegner bei den Krawallen beim G-8-Gipfel in Genua im Juli 2001 in die Endphase gelangt. Die Staatsanwaltschaft hat am Dienstag insgesamt 76 Jahre Haftstrafen für 44 Angeklagte gefordert. Vor Gericht stehen 45 Polizisten, Ärzte und Soldaten, die beschuldigt werden, die festgenommenen Globalisierungsgegner in der Kaserne Bolzaneto schwer misshandelt zu haben. Zu den Angeklagten zählt auch ein General, Oronzo D’Oria. Die Staatsanwaltschaft forderte einen einzigen Freispruch. Die höchste geforderte Strafe betrug fünf Jahre und acht Monate Haft.

Demonstrant erschossen

In den Sog der Ermittlungen um die schweren Gewalttätigkeiten bei der Durchsuchung der Unerkünfte von der G8-Demonstranten in den Genueser Schulen Diaz und Pascoli sowie um die angeblichen Menschenrechtsverletzungen in der Kaserne Bolzaneto im Juli 2001 waren zunächst circa 160 Polizisten geraten. Mehrere von ihnen wurden aber entlastet. Die Konferenz der großen Industrienationen im Sommer 2001 wurde von blutigen Zusammenstößen zwischen Globalisierungskritikern und der Polizei begleitet. Dabei wurde der Demonstrant Carlo Giuliani von einem Polizisten erschossen.

Die Vorwürfe gegen die Polizeifunktionäre sind in einem Dossier mit den Berichten Tausender Zeugen enthalten. Vernommen wurden auch mehrere Ausländer, die sich an den Protestdemonstrationen gegen den G-8-Gipfel beteiligt hatten. Danach soll ein Gericht in Genua entscheiden, ob gegen sie ein Prozess beginnen soll.

Über Misshandlungen nach der Festnahme hatten auch 16 österreichische Mitglieder der Theatergruppe “VolxTheater-Karawane” geklagt. Sie waren nach dem G-8-Gipfel festgenommen und drei Wochen lang in Untersuchungshaft gehalten worden. (APA)