2007-04-12 

12.4.2007 Genua -- Heiligendamm

- Sechs Jahre nach Genua
- Kurzaufruf zu einer Demo am 13.04.2007 in Rostock
- Stellungnahme einiger Attac-KoKreismitglieder zur Debatte um Aktionsformen
- HH: Sinn und Unsinn zu Gast in der Flora
- Antisexistische Praxen - die Konferenz 5.+6.Mai und Ansprechgruppe
- Neue Broschüre | G8: Deutung der Welt. Kritik. Protest. Widerstand.
- Statements, Filme & Bar zum G8 am 28.4.07 im HAU (Berlin)
- Neuer Antiberliner #11 erschienen
- Spektakulaer gescheiterte Genfeld-Besetzung in Groß Luesewitz

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*Sechs Jahre nach Genua*

Vorstellung des neuen Films "OP - Öffentliche Sicherheit und Ordnung" zur politischen Rekonstruktion des G8-Protests in Genua [Segretaria Legale Genova, April 2007].

*SAMSTAG, 14. APRIL, CONVERGENCE CENTER, ROSTOCK, 20.00 UHR*

Anhand der unermüdlichen Aufarbeitung der Ereignisse in Genua durch Medien-AktivistInnen können wir einen Blick werfen auf die Proteste vor nunmehr 6 Jahren. Im Rahmen der Mobilisierung nach Heiligendamm lassen sich spannende Rückschlüsse ziehen aus den Erfahrungen in Italien.

Die Diskussion dreht sich vor allem um
- wie wurde das Thema "Militanz" in der 2jährigen Vorbereitung des Genoa Social Forum behandelt?
- worin lag der Erfolg des Massenprotests in Genua?
- welche gesellschaftlichen Themen konnten nach dem G8 besetzt werden?
- welche Auswirkungen hatte die Repression auf die globalisierungskritische Bewegung?
- "Von Genua nach Heiligendamm?" - geht das?

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*OP - Öffentliche Sicherheit und Ordnung*

Der neue Film "OP - Öffentliche Sicherheit und Ordnung" des Rechtshilfebüros in Genua, "Segreteria Legale", ist eine Erweiterung des Films "Recht auf Notwehr" von 2005, der vor allem den Angriff der Carabinieri auf die Demonstration der Tute Bianche am Freitag, den 20. Juli 2001 dokumentiert. Die Ereignisse wurden im Rahmen der Verteidigung von 25 italienischen AktivistInnen rekonstruiert, die gemeinsam in einem Verfahren mit 8-15 Jahren Haft bedroht sind. Ihnen wird 'Verwüstung und Plünderung' vorgeworfen. Einige von ihnen haben am Freitag mit den Tute Bianche demonstriert.

Unter Verwendung von Videoaufnahmen und Mitschnitten des Polizeifunks wird u.a. gezeigt, dass die Kommunikation und Koordination zwischen Carabinieri (Militär) und Polizei völlig chaotisch war - trotz offensichtlich anders lautender Befehle blockieren die Carabinieri den angemeldeten Weg der Demo. Im Film ist auch zu sehen, dass CS-Gas eingesetzt wird, was zwar im Kriegsfall verboten, bei Demonstrationen hingegen erlaubt ist. Erst durch die mühsame Recherche der AnwältInnen und des Teams der Segreteria Legale wurde bewiesen, dass die Polizei illegale Schlagstöcke eingesetzt hat und auch mit hoher Geschwindigkeit direkt in die Demo gefahren ist.

Der neue, erweiterte Film zeigt nun, dass es im Laufe des Tages weitere Angriffe der Ordnungskräfte gab. Direkte Folge eines dieser Angriffe ist die Ermordung von Carlo Giuliani.

Es gab den ganzen Freitag über heftige Auseinandersetzungen; Ziel der Verteidigung ist, zu beweisen, dass die DemonstrantInnen von ihrem legitimen Recht auf Notwehr Gebrauch machten.

Die Frage, die am Ende des Films offenbleibt, ist: war es 'nur' das Chaos innerhalb der Polizei(-führung), oder ein gezielter Wille zur Repression, die zu den Gewaltexzesse der Polizei in Genua geführt haben?

[SupportoLegale Berlin | Gipfelsoli Infogruppe]

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Kurzaufruf zu einer Demo am 13.04.2007 in Rostock unter dem Motto: "Papiere für alle - Abschiebemaschinerie stoppen!"

Start: 16 Uhr/Hauptbahnhof Rostock. Abschlusskundgebung: Nikolaikirche (In der Nikolaikirche findet die Auftaktveranstaltung der G8-Aktionskonferenz statt)

Alle kennen sie: die Bilder von schiffbrüchigen Flüchtlingen und angeschwemmten Leichen, etwa an den Ferienstränden der Kanarischen Inseln. Flüchtlinge und MigrantInnen brechen auf, weil sie auf der Suche nach einem besseren Leben sind - einem Leben in Würde und Selbstbestimmung, in Sicherheit und unter Existenzbedingungen, die nicht nur vom Allernotwendigsten geprägt sind. Oder umgekehrt: Sie brechen auf, weil ihre Existenzgrundlagen zerstört werden, weil sie sich vor Krieg und Diktatur oder sexistischer Verfolgung in Sicherheit bringen müssen.

Und dennoch: Europa lässt nichts unversucht, zwischen erwünschten und unerwünschten Flüchtlingen bzw. MigrantInnen zu unterteilen: Flüchtlinge sollen nach Möglichkeit gar nicht erst kommen, und schaffen sie es doch, droht früher oder später Abschiebeterror. Demgegenüber werden papierlose ArbeitsmigrantInnen stillschweigend akzeptiert: Sie stellen die Mehrheit derer, die sich zu miesesten Bedingungen und ohne Kranken-, Arbeitslosen- oder Rentenversicherung im Niedriglohnsektor verdingen, ob auf dem Bau, in der Landwirtschaft, im Reinigungsgewerbe, in der Sexindustrie oder in den Privathaushalten der Mittel- und Oberschichten.
Genauso wenig unternimmt Europa irgendwelche Anstrengungen, einen Beitrag zur Verbesserung der Situation in den Herkunftsländern vieler Flüchtlinge und MigrantInnen zu leisten. Das kann nicht verwundern, denn es sind ja nicht zuletzt die reichen Industrieländer selbst, deren Politik direkt oder indirekt verantwortlich für Hunger, Vertreibung oder Krieg ist: Beispielhaft erwähnt seien die EU-Fangflotten, welche die Gewässer Westafrikas leer fischen und so die Existenzgrundlagen unzähliger Fischerfamilien z.B. im Senegal oder in Mauretanien zerstören. Oder die EU-Agrarsubventionen, mit denen europäisches Hühnchenfleisch zu Dumpingpreisen überall in Westafrika losgeschlagen wird; allein in Kamerun sind hierdurch über 100.000 Kleinbauern und -bäuerinnen in den Ruin getrieben worden. Oder die Schürf- und Abbaurechte wichtiger Rohstoffe wie Gold, Kupfer oder das (für die Handy-Produktion unentbehrliche) Coltan. Im Kongo hat um die Kontrolle dieser und weiterer, vor allem in den Industrieländern verarbeiteter Rohstoffe zwischen 1998 und 2002 ein grausamer Krieg getobt; etwa 4 Millionen Menschen sind damals ums Leben gekommen.

Auch in Mecklenburg-Vorpommern sehen sich Flüchtlinge mit massiver Entrechtung konfrontiert. So ist es zwar nach jahrelangen Protesten gelungen, die Schließung der berühmt-berüchtigten (mitten im Wald gelegenen) Dschungelheime durchzusetzen, dennoch hat Mecklenburg-Vorpommern nicht von seiner Praxis abgelassen, Flüchtlinge in Lagern zu isolieren, zu demütigen und zu zermürben - noch nicht einmal vor einer Unterbringung in Containerlagern wird zurückgeschreckt wie etwa derzeit in Stralsund. Hinzu kommt die ständige Angst vor rassistischen Übergriffen, nicht zufällig spricht der Opferhilfeverein LOBBI e.V. von einer "deutlichen Zunahme rechter Gewalt seit den Landtagswahlen" im September 2006.
Auf der anderen Seite geraten Flüchtinge in Mecklenburg-Vorpommern so wie überall in Deutschland immer stärker unter Abschiebedruck. Erst vor zwei Wochen wurden z.B. Dutzende Flüchtlinge mitten in der Nacht aus ihren Bitten gerissen und von der Polizei zu ihren (vorgeblichen) Botschaften gefahren. Ihnen sollten dort Reisepapiere zum Zwecke der Abschiebung ausgestellt werden. Viele Flüchtlinge sind untergetaucht und somit aus Sicht der Behörden erfolgreich erledigte Fälle, andere sitzen seitdem in Abschiebehaft.
In zwei Monaten wird der G8-Gipfel nach Heiligendamm kommen. Antirassistische Netzwerke werden sich an den Gegenprotesten ebenfalls beteiligen - nicht zuletzt mit einem eigenen Aktionstag am 4. Juni in Rostock. Prinzipiell machen wir uns für globale Gerechtigkeit stark. Konkret heißt das: Wir fordern politische und soziale Rechte für alle Menschen weltwelt - ganz gleich ob es sich um Erwerbslose in Mecklenburg-Vorpommern, Slum-BewohnerInnen in Sao Paulo oder landlose Bauern und Bäuerinnen in Indien handelt. Dies umfasst auch die Demokratisierung bzw. Abschaffung von Grenzen. Denn jeder Mensch hat das Recht, dort zu leben, wo immer und so lange er möchte!

Für globale Bewegungsfreiheit! Gleiche Rechte für alle

[www.nolager.de]

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Stellungnahme einiger Attac-KoKreismitglieder zur Debatte um Aktionsformen

Berlin, Weyhe, Hamburg, Verden, den 12. April 2007

Liebe Freundinnen und Freunde!

In den letzten Tagen gab es einige Stellungnahmen, in denen Attac scharf kritisiert und das Verhältnis zu bestimmten Aktionsformen thematisiert wurde. Anlass waren leider auch vereinzelte Äußerungen von Attac-RepräsentantInnen. in denen MitstreiterInnen mit anderen Meinungen als "stockdumm" oder "irrational" bezeichnet wurden.

Als Mitglieder des bundesweiten Koordinierungskreises sind wir daran beteiligt, Positionen festzulegen, die Attac im G8-Bündnisprozess vertritt. In unserem Netzwerk existieren zur sog. Gewaltfrage sehr unterschiedliche Meinungen. In diesem Papier geben wir daher nur unsere persönliche Sichtweise wieder. Dabei geht es uns vor allem darum, auf einige Punkte hinzuweisen, die unserer Ansicht nach in der bisherigen Diskussion zu kurz gekommen sind. Wir hoffen, damit einen Beitrag zu leisten, die Gründe für die Positionierung des Attac-Koordinierungskreises in dieser Frage transparenter zu machen und zu einer konstruktiven Auseinandersetzung beizutragen. Dabei warnen auch wir vor einer isoliert geführten Gewaltdebatte. Fruchtbar kann ein solcher Meinungsaustausch nur sein, wenn das Thema eingebettet ist in eine weiterführende Diskussion um Strategien, wie wir politische Veränderungen erreichen können. Über die in diesem Papier angesprochenen Fragen wollen wir mit Euch im Rahmen der Konferenz Rostock III sprechen.

Verfolgt man die Debatte und die Vorwürfe, die uns von anderen gemacht werden, erinnern sie stark an die Auseinandersetzung, die es in Attac bereits nach den Ereignissen von Göteborg gab. Vieles, was damals von einzelnen in Attac gesagt wurde, taucht auch heute wieder auf, teilweise vorgetragen von den gleichen Personen1. Auch wenn wir selbst damals noch nicht alle im Koordinierungskreis mitgearbeitet haben, halten wir nach wie vor die vom damaligen Koordinierungskreis herausgegebene Erklärung für lesenswert und aktuell. Darin wurde u.a. klipp und klar als Position formuliert:
"ATTAC ist der Meinung, dass gesellschaftliche Veränderungen durch die Köpfe der Menschen gehen müssen. Ohne die Emanzipation von ideologischer Bevormundung wird es keine Veränderung geben. Veränderung kann deshalb auch nur demokratisch, d.h. durch die Teilnahme vieler Menschen an gesellschaftlicher Bewegung erreicht werden. Anders funktioniert sie nicht. An diesem demokratischen Imperativ orientieren sich auch die Aktionsformen von ATTAC. Aktionsformen, die diesem Ziel widersprechen und zur politischen Isolierung und moralischen Diskreditierung der Bewegung führen, lehnen wir ab. Daraus ergibt sich, dass unsere Aktionsformen friedlich und frei von physischer Gewaltanwendung sind. Das schließt Aktionen zivilen Ungehorsams, wie Blockaden und begrenzte Regelverletzungen nicht aus."2

ALB wirft uns in einem offenen Brief3 vor, dem sich mittlerweile auch die Gruppe Avanti angeschlossen hat4, "zu glauben, durch die Beschwörung der eigenen Harmlosigkeit sich ‚politikfähig' machen zu können, und so um ein Plätzchen am runden Tisch der Mächtigen zu betteln." Die Gipfel-Soli-Infogruppe und das Anti-G8-Plenum Greifswald schließen sich dem sinngemäß an, indem sie schreiben "Wir glauben nicht, dass die AktivistInnen sich nach Demonstrationen und Camps in Genua und Evian für Attac entschieden hatten, weil der Koordinierungskreis gute Kontakte zu Politikern unterhält oder professionelle Pressearbeit betreibt."5 Diese Darstellung ist ein Zerrbild von Attac bzw. des Koordinierungskreises, das wir zurückweisen. Attac macht sehr wenig Lobbyarbeit, weil wir skeptisch sind, ob sich damit derzeit der notwendige Bruch mit der neoliberalen Globalisierung erreichen lässt. Wir konzentrieren uns vielmehr auf Bildungsarbeit und politische Kampagnen.

Zur Frage von Militanz hat Jochen Stay in einer E-Mail im Zusammenhang mit "brennenden Heuballen", die NoLager aus Bremen gerne zu "mahnenden Rauchzeichen gegen Hunger und Armut" erklären würde "oder aber - sollte dies nicht möglich sein" uns rät, "sich auf die Kommentierung eigener Aktionen zu konzentrieren bzw. ganz zu schweigen"6 bereits wichtiges angemerkt: "Die Sinnhaftigkeit eines brennenden Strohballens bemisst sich nicht darin, wie viele Kinder in der Welt an Hunger sterben, sondern darin, wie viele Hungertote damit politisch verhindert werden können."7 Wir können in den Aktionen, von denen sich unser KoKreis-Kollege Pedram Shahyar auf Nachfrage im Namen von Attac in einem Interview mit der taz öffentlich distanziert hat, keine Sinnhaftigkeit erkennen.

Im Gegenteil halten wir sie für das von uns angestrebte Ziel einer breiten Mobilisierung für kontraproduktiv und schädlich. In vielen Gespräch und öffentlichen Veranstaltungen von Attac und BündnispartnerInnen haben wir immer wieder erfahren, dass die Aussicht auf Sachbeschädigungen und Krawall viele Menschen abschrecken, mit uns auf die Straße zu gehen. Wir finden es auch abwegig, aus Widerstandsaktionen in Diktaturen der "Dritten Welt" Schlussfolgerungen für Aktionsformen in Deutschland zu ziehen.

Wir glauben zudem, dass die in der Debatte von einigen vertretene Bewertung der Ereignisse von Göteborg und Genua falsch ist. Unsere Wahrnehmung ist, dass die globalisierungskritische Bewegung in Schweden nach den Ereignissen von Göteborg in eine tiefe Krise geriet, weil die Ursache für die dort zu Tage getretene Gewalt in den Augen einer breiten Öffentlichkeit den Protestierenden zugeschrieben wurde. Daran änderte sich leider auch später nichts, als selbst von schwedischen Behörden durchgeführte Untersuchungen immer mehr bestätigten, dass es vor allem die sog. Sicherheitskräfte waren, die mit unverhältnismäßiger Gewalt gegen Protestierende vorgingen, darunter auch mit Schüssen, die einige Protestierende zum Teil schwer verletzten.

Auch uns ist klar, und da sind die Ereignisse von Göteborg und Genua nur zwei Beispiele von vielen, dass es naiv wäre, darauf zu vertrauen, dass staatliche Strukturen immer demokratische Grundrechte respektieren oder sich an getroffene Vereinbarungen halten. Der entscheidende Unterschied zwischen den Ereignissen in Göteborg und Genua, der den nach Genua sich abermals verstärkenden Aufschwung der globalisierungskritischen Bewegung erklärt, ist aber, dass die Bewegung in Genua in der Öffentlichkeit als Opfer und nicht als Täter angesehen wurde. Wir halten es deshalb für wichtig, die eigene Gewaltlosigkeit selbst aktiv in der Öffentlichkeit herauszustellen und bei allen Aktionen, an denen wir uns beteiligen, bestmöglich zu gewährleisten.

Kapitalismus ohne wirksame Garantierung sozial-ökologischer Rechte, wie er derzeit in westlichen Demokratien existiert, ist eine Herrschaftsform, die auf die aktive Zustimmung großer Teile der in ihr lebenden Menschen angewiesen ist. Wir glauben nicht, dass diese Wirtschaftsform dadurch zum Einsturz gebracht werden kann, dass man einzelne ihrer Symbole oder Repräsentanten angreift. Dieser Kapitalismus schöpft seine Kraft und Beständigkeit vor allem daraus, dass sich eine große Mehrheit immer wieder neu seinen vermeintlichen Sachzwängen unterwirft. Dies schließt nicht aus, dass dieses System auch Menschen ausgrenzt und unterdrückt bzw. in anderen Weltregionen nach anderen Mechanismen funktioniert. Wer aber Alternativen zum Neoliberalismus unter den Bedingungen, wie sie im Deutschland des Jahres 2007 herrschen, erfolgreich durchsetzen will, der kann dies nicht einfach ignorieren.

Wer dem Gebot der Gewaltlosigkeit widerspricht, riskiert deshalb nicht nur, dass all diejenigen nicht zu den Protesten kommen, die militante Aktionsformen ablehnen, sondern läuft auch Gefahr, all jenen in die Hände zu arbeiten, die unseren Protest und unsere Alternativen im öffentlichen Diskurs diskreditieren und ausgrenzen wollen.

Deshalb halten wir es für die beste Strategie, unseren Widerstand gegen die Politik der G8 zu leisten, indem wir Alternativen verbreiten und eine breite und bunte Mobilisierung nach Heiligendamm auf die Beine stellen. Das ist zugleich der bestmögliche Schutz gegen Polizeiwillkür. Erreicht werden kann das unserer Ansicht nach vor allem dann, wenn sich alle, die nach Heiligendamm kommen wollen, darauf verlassen können, dass von unserer Seite alles menschenmögliche getan wird, dass die Proteste gewaltfrei bleiben. Dazu gehören auch Aktionen des zivilen Ungehorsams, die durch einen klaren Aktionsrahmen zum Mitmachen ermutigen. Wir unterstützen daher ausdrücklich Block G8. Wir werden uns an den von X-tausendmalquer organisierten Bezugsgruppen beteiligen. Wir rufen dazu auf, sich diesen anzuschließen und sich so an Block G8 zu beteiligen. Angesichts des organisierten Unrechts der G8 ist es angemessen und legitim, den Gipfel gemeinschaftlich und gewaltfrei zu blockieren. Wir wollen durch eine massenhafte Blockade des Gipfels ebenso wie die Großdemonstration, der Alternativgipfel und die vielen anderen kreativen Aktionen dazu beitragen, die politischen Kräfteverhältnisse in diesem Land zu unseren Gunsten zu verschieben.

Chris Methmann
Detlev von Larcher
Stephan Lindner
Sven Giegold

1 Die damaligen Texte finden sich auf der Attac-Homepage unter http://www.attac.de/themen/debatten/gewalt.html .
2 Das Zitat ist Punkt 5 des damals vom KoKreis vorgelegten Papiers, das sich unter http://www.attac.de/themen/debatten/diskussionspapier_kokr010703.html findet.
3 Der vollständige Brief findet sich unter http://www.gipfelsoli.org/Texte/Debatte/1105.html .
4 Diese Unterstützungserklärung findet sich unter http://www.gipfelsoli.org/Texte/Debatte/1136.html
5 Der vollständige Text findet sich unter http://www.gipfelsoli.org/Texte/Debatte/1137.html .
6 Der vollständige Text findet sich unter http://www.gipfelsoli.org/Texte/Debatte/1121.html .
7 Mail von Jochen Stay vom 25. März auf der Mailingliste [vorbereitungrostock]

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HH: Sinn und Unsinn zu Gast in der Flora

Am Montag den 9. April fand in der Roten Flora, Hamburg eine Diskussionsveranstaltung der Gruppe "Sous la plage - Antigravitationistische Linke" unter dem Titel "Sinn und Unsinn der Mobilisierung gegen den G8-Gipfel" statt. Eingeladen waren Vertreter verschiedener linker Strömungen. Und auch wenn keine Stühle flogen bekamen die Freunde einer guten Polemik einiges geboten. Im folgenden ein kommentierender Bericht zu Sesselpupern und akademischen Elfenbeintürmen,lieben Attackies und genauer Positionsbestimmung sowie der Konfrontation mit der verdammten Realität. Game The Player,Play The Fight,Fight the Play oder quo vadis radikale Linke?

Gekommen waren ein Vertreter der eher interventionistischen Gruppe "No G8 Kiel", ein einzelner Vertreter des Dissent Netzwerkes/Peoples Global Action aus Hamburg, zwei Vertreter des wertkritisch angehauchten linksradikalen "Ums Ganze-Bündniss" aus Göttingen und Berlin, sowie ein Vertreter der wertkritischen Gruppe 8. Mai auf Frankfurt. Etwa 300 interesierte Linksradikale waren erschienen, soviel wie sonst wohl nur zu Partys in die Rote Flora kommen. Das Interesse an einer kritischen Außeinandersetzung mit der Mobilisierung gegen den G8-Gipfel war und ist ganz augenscheinlich gegeben, wie die Veranstalter dann auch zufrieden festellen konnten.

Die live von Radio FSK übertragene Veranstaltung begann zunächst mit Input- Referaten aller anwesenden Gruppen, in denen diese zunächst ihre Positionen darstellten und sich zum Teil auch schon zum Thema/zur Fragestellung der Veranstaltung äußerten. Der Vertreter der NO G8 Gruppe Kiel erzählte über die Arbeit im Kieler Anti-G8-Bündniss,der Vertreter des Dissent Spektrums über die Arbeit und den Entstehunsprozess des Dissentnetzwerkes, die Gruppe sous la plage erneuerte ihre Kritik an der G8 Mobilisierung, die beiden Vertreter des Ums-Ganze Bündnis erläuterten die Bildung ihres Bündnisses vor dem Hintergrund der Suche nach Perspektiven für die radikale Linke jenseits von interventionistischer Schwammigkeit und einer wertkritischen Position des passiven Kommentierens der Situation. Durch die Geschichte des deutschen Globalisierungsopfers, dass gegen die internationalen Konzerne und Hedgefonds als Auswüchse eines "aus dem Rude gelaufenen Kapitalismus" wettert, dabei aber die "vernünftige" Deutsche Wirtschaft verklärt, machte die Gruppe 8. Mai deutlich, dass eine diffuse und verkürzte Kapitalismus- kritik in der Mitte der Gesellschaft weitverbreitet ist.

Desweiteren bemängelte die Gruppe 8. Mai verkürzte Kapitalismuskritik, die personalisiere und somit Herrschaftsverhältnisse verschleiere. Zwar wurde versucht dem Dissent-Vertreter und der NO G8 Gruppe Kiel verkürzte Kapitalismuskritik und strukturellen Antisemitismus vorzuwerfen, da diese den Gefahren einer verkürzten Kapitalismuskritik aber zustimmten, drängte sich der Eindruck einer tendenziell antideutschen Abarbeitung am immergleichen Thema des strukturellen Antisemitismus in anderen Strömungen der radikalen Linken auf. Vielleicht sollten Gruppen wie sous la plage und vor allem die Gruppe 8. Mai lieber auf Linksparteitagen oder bei kirchlichen G8-Gegnern ihre durchaus berechtigte, aber dem Diskussionsstand der radikalen Linken (bis auf einer kleinen antiimperialistischen Minderheit) mittlerweile einfach nicht mehr entsprechenden Kritik vortragen.

Als eine Vertreterin von sous la plage schließlich fragte, was denn ein Erfolg des Anti-G8 Widerstandes wäre, war es am Vertreter von NO G8 Kiel festzustellen, dies sei aber nun wirklich verkürzt. Im weiteren Verlauf des Diskussion benannte er aber dann doch vorsichtig und tiefstapelnd Punkte wie "die nationale und internationale Vernetzung" von linksradikalen Gruppen oder die "Erfahrung einer kollektiven Widerständigkeit" - Ziel müsse es sein die Handlungsfähigkeit der radikalen Linken zu erweitern.

Da sich die Gruppe 8. Mai laut eigenem Bekunden vor allem die Aufklärung anderer zum Ziel gesetzt hat, kam im Verlauf der Diskussion die Frage nach der Praxis der Gruppe 8. Mai auf. Nach einigem hin und her lamentieren man solle doch lieber die Kämpfe der TextilarbeiterInnen in Bangladesch unterstützen, die ihre Fabriken verwüsten und plündern und das es in Deutschland einfach keine emanzipatorische Bewegung die man unterstützen könne gebe, folgte schließlich das Bekenntnis, dass auch Kritik eine Praxis sei. Dem antwortete ein Vertreter des "Ums Ganze - Bündnis,dass sich überhaupt den ganzen Abend über auffällig oft und direkt auf Marx bezog mit dem Klassiker: "Die Waffe der Kritik kann die Kritik der Waffen nicht ersetzen." Die Gruppe 8. Mai musste sich dennauch die Frage gefallen lassen, wo denn eine unterstützenswürdige soziale und/oder politische Bewegung in Deutschland herkommen solle. Wer meterhohe Ansprüche politischer Korrektheit vor sich her trage, die erst einmal erfüllt sein müssen, könne niemals, auch nicht politisch korrekt ohne beliebiges Mitlaufen, in eine soziale Bewegung intervenieren. Mal wieder lag der Begriff vom "Szeneghetto" im Raum.

Zur Sprache kamen auch die von Peoples Global Action vertreten PGA Hallmarks und ihre Unzulänglichkeit. So kritisierte die Gruppe 8. Mai, dass sich die Hallmarks zwar gegen Fundamentalismus, nicht aber gegen Religion an sich richten würden. Sie prangerte an, dass kirchliche Gruppen wie bsw. das Institut für Theologie und Politik Münster in der Interventionistischen Linken mitarbeiten würden anstatt "auf die Fresse zu kriegen". Auf diese polemische Zuspitzung wurde mit allgemeinem Gelächter seitens des Publikums reagiert. Die Vertreter des Dissent Netzwerkes und die Gruppe NO G8 Kiel verwiesen im Folgenden darauf, dass es sich bei diesen Gruppen um befreiungstheologische Gruppen handele.

In pointierter, klarer Sprache und beißender Polemik nahm die Gruppe 8. Mai schließlich anhand von Zitaten der Promiaufrufer zur Großdemo am 2. Juni in Rostock die Bündnispolitik der Interventionistischen Linken außeinander und zeigte die ganz und gar nicht wiederspruchsfreie Politik der IL auf. So wies sie darauf hin, dass beispielsweise Tatort-Schauspieler Peter Sodann die Initiative "Halle gegen Graffiti", welche Sprayen als krank denunziert, mitgegründet hat. Über einen anderen prominenten, Anti-G8 Aufruf-Unterzeichner namens Lafontaine sei ja bereits genügend geschrieben worden. Bündnispolitik sei zum bloßen Mitlaufen um jeden Preis verkommen. Doch ob linksradikale Gruppen und ihre Aktionsformen zwangsweise dazu verdammt sind vereinnahmt zu werden darf angesichts der aktuellen Entwicklungen bezweifelt werden. So gab es nach den Äußerungen des Attac Bundesvorstandes eine breite Front bestehend aus No Lager Bremen, der Antfiaschistischen Linken Berlin und dem Avanti-Projekt, die die Äußerungen vom "friedlich-sein" in Presseerklärungen und öffentlichen Briefen ablehnten. Diese Kritik der vorauseilenden Gewalddistanzierung, fand denn auch ihren Niederschlag in den bürgerlichen Medien. Ein Indiz für den bisherigen Erfolg des Konzepts der Interventionistischen Linken, die ja gebildet wurde, um vorauseilende Distanzierungen von "Gewalt" und sonstige Spaltungen möglichst zu unterbinden, ist auch, dass mittlerweile immer mehr Attac Ortsgruppen den Aufruf BLOCK G8 unterschreiben, den ihr Vorstand ablehnt. Zur allgemeinen Erheiterung bekannte der Vertreter von NO G8 Kiel freimütig, dass man mit den Kielern Attackies durchaus reden könne. Schließlich seien diese eher bereit sich mit einer tiefergehenden Gesellschaftskritik im Gegensatz zum Rest der Gesellschaft überhaupt außeinanderzusetzen.

Die Gruppe sous la plage brachte nun noch die Frage des Verhältnisses von Gipfel-Hopping zu den alltäglichen Kämpfen in die Debatte mit ein. Für die G8 Mobilisierung sei unglaublich viel Energie verwandt worden und ob der Aufwand sich denn lohnen würde, um sich dann später am Zaun aufzureiben oder an den Bullen abzuarbeiten. Auch das Konzept der dezentralen Aktionen, nachdem man nicht den G8 Gipfel in Heiligendamm angreifen, sondern überall in Deutschland Aktionen machen solle wurde in diesem Kontext erwähnt. Dies lehnten No G8 Kiel und der Dissent-Vertreter aber ab. Diesem Konzept nach würde es wieder zur alltäglichen Vereinzelung kommen - die Chance beim G8-Gipfel in Heiligendamm sei doch gerade die Bündelung der Kräfte durch die breite Mobilisierung. Und schließlich solle der G8 Gipfel ein Schritt hin zu einer erweiterten Handlungsfähigkeit und einem Ausbruch aus der Marginalisierung der radikalen Linken sein. Dies würde die alltäglichen Kämpfe weitaus mehr stärken als eine "weiter wie bisher"-Politik. Die Gruppe sous la plage erneuerte daraufhin ihre Kritik und fragte besorgt nach den Perspektiven "für danach". Der Dissent Vertreter verwies dazu auf bereits feststehende Folgetreffen des Dissent Netzwerkes und auf ein geplantes Grenzcamp in der Ukraine.

In der abschließenden Diskussion mit dem Publikum war dieses dann zunächst etwas sprachlos, brachte sich dann aber in die Debatte ein. Vertreter der Interventionistischen Linken von Avanti-Projekt undogmatische Linke nutzten die Gelegenheit zur Intervention und machten sich Luft, weil sich bei Ihnen, laut eigenen Angaben, ob der Positionen der Gruppe 8. Mai bereits "einiges an Adrenalin angestaut" hatte. Auf der IL war im Laufe der Podiumsdiskussion bereits nicht zu knapp herum-gehackt worden. Die Gruppe 8. Mai wurde von jenem Avanti-Vertreter leider sehr unsachlich als "Sesselpuper" tituliert. Insgesamt konnte man sich, sowohl wegen der rein kommentierenden Rolle der wertkritischen Position die sich jeder Praxis verweigert und auch des leicht arroganten Redestils der Gruppe 8. Mai, bei welchem Intellektualität scheinbar Selbstzweck war, dem Eindruck des "sicheren akademischen Elfenbeinturmes" nicht ganz verwehren. Und so blieb es dann passenderweise einer anwesenden amerikanischen Jüdin überlassen die Haltung und Ausführungen der Gruppe 8. Mai als "antideutschen Bullshit" zu kommentieren.

Insgesamt muss man auch sagen, dass das Publikum sich sehr selbstdiszipliniert zeigte - Zwischenrufe oder Unmutsäußerungen waren nur vereinzelt zu hören und schafften es nicht die Debatte zu stören. Auch die Moderation von sous la plage, die ja auch mitdiskutierten, hielt sich weitestgehend zurück. Die Veranstaltung war sehr intellektuell geprägt und für Nicht-Studenten oder Fachwörter-Unkundige sicherlich zeitweise schwer zu verfolgen, weil die Mehrheit auf dem Podium lieber von "externalisieren" als von "auslagern" sprach.

Alles in allem ist es positiv, dass Vertreter verschiedener Strömungen der radikalen Linken sich der offenen Diskussion gestellt haben und einen Abend lang miteinander konfrontiert waren und miteinander, anstatt wie üblich übereinander zu reden.

http://souslaplage.blogsport.de/
http://achtermai.blogsport.de/
http://umsganze.de.tl
http://dissentnetzwerk.org
http://norden-gegen-g8.info

Hinweis: In diesem Beitrag handelt es sich nur um einen Ausschnitt der Veranstaltung, da ich kein Protokoll geführt habe, kann ich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben - Ergänzungen und Kritik sind ausdrücklich erwünscht.

[http://de.indymedia.org/2007/04/172903.shtml]

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Antisexistische Praxen - die Konferenz 5.+6.Mai und Ansprechgruppe

Hallo,
am 5.+6.Mai findet in Berlin/Mehringhof die Konferenz "Antisexistische Praxen" statt. Programm im Internet: www.antisexist-perspectives.so36.net
Dort wird die Ansprechgruppe (Antisexist Contact and Awarenessgroup) für die Protestwoche in Heiligendamm einen Workshop anbieten.
Wir brauchen noch 15 Menschen, die verbindlich in unsere Arbeit einsteigen, um voll arbeitsfähig zu sein. Verbindlich heißt, dass du an einem unserer Einführungsworkshops in die Arbeit teilnimmst und auf dem Camp mindestens eine besser zwei Schichten übernimmst (a ca 6 Stunden). In einer Schicht werden immer Erfahrene mit "Neuen" zusammenarbeiten.

Wann finden die nächsten Worshops statt:
1) auf der Rostock 3 Konferenz am Samstag, den 14.4.
2) Einführungsworkshop in die konkrete Unterstützungsarbeit mit Trainings am 21.+22.4. in Münster
3) Auf der Konferenz "Antisexistische Praxen" am Samstag, den 5.Mai in Berlin.
4) auf den Convergenve Centern vorraussichtlich in Hamburg, Rostock und Berlin
Bitte erzähl weiter, dass wir noch Unterstützung brauchen.

[www.antisexist-perspectives.so36.net]

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Neue Broschüre | G8: Deutung der Welt. Kritik. Protest. Widerstand.

JETZT NEU !!!

Die Gemeinschaftsausgabe von ak, arranca!, Fantômas und So oder So - unser Beitrag als Zeitschriftenkollektive zur G8-Mobilisierung.

Unter dem Titel "G8: Deutung der Welt. Kritik. Protest.
Widerstand" gibt es auf 98 Seiten Analysen zur Politik der G8-Staaten und verschiedener G8-Institutionen sowie zur Rolle neuer globaler Akteuren wie China oder der EU.
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G8: Die Deutung der Welt.
Kritik. Protest. Widerstand

I. Die Politik der G8 und neue globale Akteure

Von Antreibern und Getriebenen. Zur Bedeutung des G8-Prozesses und der Proteste
Vom BUKO Arbeitsschwerpunkt Weltwirtschaft

Imperialer Multilateralismus in der Krise. Zum "Formtief" von IWF, WTO und G8
Von Peter Wahl

Im Schatten der Geschichte. Die Weltbank verliert an Bedeutung
Von Aram Ziai

Die Aufsicht über das globale Kapital. Wider den Abgesang der globalen US-Hegemonie
Von Leo Panitch und Sam Gindin

European Empire. Die Europäische Union unter deutscher Ratspräsidentschaft
Von Gerhard Klas

Der Große Sprung auf den fahrenden Zug. China als globaler Akteur
Von Henning Böke

Die Welt zu Gast in Afrika. Der neue Wettlauf um Afrikas Ressourcen
Von Henning Melber

Hobbes im Supermarkt. Krieg, Demokratie und Konflikt im Empire
Von Toni Negri, Judith Revel, Michele Sardi u.a.

Aggressive Verteidigung der Wagenburgen und Festungen. Sicherheitspolitik im globalen "Krieg gegen den Terror"
Interview mit Wolfgang Kaleck

Die Große Mauer des Kapitals. Über die Abschottung des Neoliberalismus durch neue Eiserne Vorhänge
Von Mike Davis

II . Kampffeld Energie/Öl/Geistiges Eigentum

Die Chokepoints der anschwellenden Bedrohungsgesänge. Zur Energiepolitik Chinas und Deutschlands
Von Josef Moe Hierlmeier und Rolf Engelke

Geburtswehen des Mittleren Ostens. Die US-Strategie zur Transformation der Region
Von Jürgen Wagner

Irak verstehen. Von Eliten, die nicht regieren können und von einer herrschenden Klasse, die nicht herrschen kann
Von Sabah Alnasseri

Dreht Putin dem Westen das Licht ab? Russlands Energiepolitik und transnationale Kooperationen
Von Gisela Neunhöffer

Kein Blut für Petro-Dollars? Das Weltgeld und das Schmiermittel des globalen Kapitals
Von Markus Euskirchen und Ingo Stützle

Material Girl in an Immaterial World. Warum Angela Merkel mit ihren Kollegen an der Ostsee über Geistiges Eigentum sprechen will
Von Sabine Nuss

Biopiraten kapern Heiligendamm. Die G8-Staaten und die Privatisierung genetischer Ressourcen
Von der BUKO-Kampagne gegen Biopiraterie

III . Bewegungen der Bewegungen

Neue Gemeinplätze. Bewegung, Organisierung und linke Intervention
Von Thomas Seibert

Experimentierfelder einer vielfältigen Bewegung. Über die mögliche Reichweite der Proteste
Von Berit Schröder

Bono-fikation. Zur Politischen Ökonomie von Making Poverty History
Von Ben Trott und Emma Dowling

Der Elitenkonsens ist aufgekündigt. Gewerkschaften, Globalisierung und soziale Bewegungen
Von Frank Deppe

Nichts bleibt wie es war. Das Post-Genua Italien
Von Emiliana Armano und Raffaele Sciortino

Soziale Bewegungen in den USA. Ein kurzer Überblick über aktuelle Entwicklungen
Von Gene Ray und Henrik Lebuhn

Ungleiche Mobilisierungszyklen. Sozialer Protest, Antikriegsbewegung und "Globalisierungskritik" in Frankreich
Von Bernhard Schmid

Von den Grenzen des Aufbruchs. Lateinamerikas linke Regierungen und ihre Möglichkeiten
Von Gert Eisenbürger

Zähmungsversuche. Südkoreas Gewerkschaftsbewegungen vor großen Herausforderungen
Von Rainer Werning

Holy damn it. Von der Dringlichkeit radikaler Antworten

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Statements, Filme & Bar zum G8 am 28.4.07 im HAU (Berlin)
10.04.2007 | Antifaschistische Linke Berlin

Am Samstag, den 28. April 2007 findet im HAU 1 & 2 ein großer Kulturpolitischer Abend statt. Titel: Statements, Filme & Bar zum G8 und 15 Gründe dagegen. Filmprogramm, Kunst, Plakateausstellung, Infopoint, Büchertisch, Kurzvorträgen und Installationen für die Erkundung der Umgebung von Heiligendamm. Drei Hauptvorträge zu Globalisierung und Kapitalismus, Privatisierung von Wissen sowie zum Themenkomplex Afrika runden das Gesamtprogramm ab, bis es zur After-Show-Party ins WAU (HAU 2) geht.

28.4.07 | 19 Uhr | Berlin | HAU 1 & 2 | Statements, Filme & Bar gegen den G8
SALON GLOBAL PRESENTS:
Statements, Filme & Bar zum G8 und 15 Gründe dagegen
Samstag, 28. April 2007 ab 19 Uhr im HAU 1 [Stresemannstraße 29, U-Hallesches Tor] Einlass 19 Uhr | Beginn 19.30 Uhr
Statement-Marathon im Theatersaal mit Kurzvorträgen zu
- G8, globaler Kapitalismus & neue Kriege
- aktuelle Arbeitsbedingungen & Privatisierung von Wissen
- Afrika (das offizielle Sonderthema des G8 aus Perspektive 'von unten')
zur gleichen Zeit:
Salon mit Filmprogramm & Kunst & Bar im Foyer
Filmprogramm kuratiert und organisiert von der Globale 07 - globalisierungskritisches Filmfestival in Berlin. Es werden 3 thematische Programme auf 3 Screens präsentiert.
außerdem:
Installation zum Erkunden von Heiligendamm und Umgebung
• Ausstellung: 10 Plakate von 10 Künstler/innen und Künstlerkollektiven gegen G8
• Infopoint: zu allen Gegenaktivitäten
• Bücherauswahl zu den Themen: Buchladen bbooks
danach:
After Show Party
ab 24 Uhr im WAU im HAU 2, Hallesches Ufer 32, U-Hallesches Tor
Musik: Elektro, Hip Hop, Latin

Vortragsprogramm:
* G8, globaler Kapitalismus & neue Kriege
• Stefan Schoppengerd zu Geschichte, Verortung und Regulierungsmöglichkeiten des G8
• Mercedes Bunz zu flexibilisiertem Kapitalismus
• Raul Zelik zu "Asymmetrischer Krieg und die Ausweitung des Schreckens"
• Dario Azzelini zeigt seine Karte zu Militär & Paramilitär

* Aktuelle Arbeitsbedingungen & Privatisierung von Wissen
• Astrid Schmidt zu Arbeitsbedingungen im Postfordismus
• Gruppe fels zu Aneignungskämpfen in der BRD
• Michael Willenbücher zu illegalisierte Arbeit & informeller Arbeitssektor
• Sabine Nuss zu Opensource, Copyright & Copyleft
• Anja Fugosan zu Gegenaktivitäten und warum Herbert Grönemeyer keiner von uns ist

* Afrika (das offizielle Sonderthema des G8 aus Perspektive 'von unten')
• Patrick Ingiliz zu HIV- und Entwicklungspolitik in Malawi
• Romin Khan zu sozialen Kämpfe in Südafrika
• Mark Terkessidis zum Thema "Warten als Regierungstechnik, Grenzregime und Fluchtursache"

Veranstaltet von:
Antifaschistische Linke Berlin (ALB), b_books, FelS, Queers against G8, G8-AG im Berliner Sozialforum, Globale 07 - globalisierungskritisches Filmfestival in Berlin

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Neuer Antiberliner #11 erschienen

Die 11. Ausgabe des Antiberliners befasst sich mit dem bevorstehenden G8 Gipfel in Deutschland sowie dem Protest dagegen. Der Schwerpunktartikel beleuchtet Bedeutung und Arbeitsweise der G8-Maschinerie. Weitere Artikel beschreiben die Geschichte der globalisierungskritischen Bewegung im globalen Norden, befassen sich mit der geplanten Blockade des Gipfels oder der rechten Globalisierungskritik. Für die Kulturseite haben wir Oleguer Presas Renom interviewt, linker Aktivist und Fussballprofi beim FC Barcelona.

Download hier: http://www.antifa.de/cms/component/option,com_docman/task,doc_download/gid,118/Itemid,34/

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Spektakulaer gescheiterte Genfeld-Besetzung in Groß Luesewitz

Medien-Information, Donnerstag, 12. April 2007

Mit Tuermen und Bauwaegen gegen Pharma-Kartoffeln - unter diesem Motto hatten ca. 30 Gentechnik-GegnerInnen aus allen Teilen der Republik am Donnerstagmorgen versucht, ein kurz vor der Aussaat befindliches Feld des AgroBioTechnikums und der dort ansaessigen Gentechnikfirmen zu besetzen. Damit sollte ein deutliches Zeichen gegen die riskante Technik gesetzt werden, außerdem hofften die BesetzerInnen auf einen Schneeballeffekt. "Es gibt viele Gentechnikfelder - schwungvoller und bissiger Protest ist noetig", benannte einer der Feldbesetzer sein Motiv fuer die Aktion.

Die Aktion war seit Monaten vorbereitet. Um eine schnelle Raeumung zu verhindern, sollte auf dem Feld am Weg noerdlich der B110 bei Groß Luesewitz ein ueber 15m hoher Turm errichtet werden. Mehrere Personen wollten sich in schwindelerregender Hoehe anseilen und anketten. Der Abbau solcher Tuerme ist mit großen Schwierigkeiten verbunden. Weitere Befestigungen und Huetten sollten auf dem Feld errichtet werden. Doch das Ganze war nicht als Festung gedacht: "Im Mittelpunkt stand fuer uns das Signal fuer buntes Leben statt profittraechtiger Gentechnik. Wir wollen schon am Tag nach dem Start in den umgebenden Orten von Haustuer zu Haustuer gehen, auf Flugblaettern und mit Infoveranstaltungen informieren", schilderte eine Beteiligte die Ziele. Der Plan scheiterte. Die gestrige Nacht entwickelte sich zu einer spektakulaeren Auseinandersetzung zwischen Polizei und Aktionsgruppen. Drei Stunden hatten die AktivistInnen den ausgewaehlten Acker bearbeitet, Staemme herbeigeschafft, Loecher gegraben, Drahtseile verlegt. "15 Minuten haben gefehlt, dann haette der Turm gestanden und auch eine Hundertschaft der Polizei waere ohne Spezialtechnik machtlos gewesen", so die BesetzerInnen. Eher durch Zufall trafen Streifenwagen auf bereitstehende LKWs. Darin fanden sie verdaechtiges Material und begannen ihre Suche auf den Feldern der Umgebung. "Unglaublich: Bei der ersten Kontrolle auf dem Acker merkten die nichts, obwohl dort zwanzig Personen und das gesamte Material fuer den Turm schon lag", berichtet eine Beteiligte ueber den Verlauf der Nacht, bei dem auch ein Fernsehteam anwesend war und alles filmte.

Kurz vor der geplanten Aufrichtung des Turmes entdecken Polizeistreifen ein paar Beteiligte und nahmen einige Personen fest. Danach jagten sie zum Teil mit mehreren Fahrzeugen ueber die Aecker der Gemarkung auf der Jagd nach AktivistInnen. Der Materialeinsatz der Staatsorgane fuer die lukrative Gentechnik war enorm: Die Polizei sprach von 35 Fahrzeugen, die an dem naechtlichen Einsatz beteiligt waren. Die Besetzungsaktion wurde dadurch knapp verhindert. Die dahinterstehende Idee aber wollen die BesetzerInnen nicht aufgeben. "Um die ruecksichtslose Ausdehnung solcher Risikotechnologien zu verhindern, ist entschlossener Widerstand noetig. Wir wuerden uns freuen, wenn unser Versuch nicht der letzte gewesen ist, die dubiosen Versuchen in Groß Luesewitz zu stoppen und den voellig undurchsichtigen Firmen oder gar als gemeinnuetzig anerkannten Vereinen das Handwerk zu legen.

Der fuer die Besetzung ausgewaehlte Acker gehoert zu den Aktivitaeten aus dem AgroBioTechnikum, einem Zusammenschluss von gentechnik-freundlichen Firmen und Instituten. Hier sollten ab Anfang naechster Woche fuer die Pharmaindustrie designte Kartoffelpflanzen ausgebracht werden. Bereits im letzten Sommer konnte der von 2006 bis 2008 von der Universitaet Rostock beantragte Versuch nur durch das gewalttaetige Auftreten massiver Polizeieinheiten gegen den Willen vieler Menschen durchgesetzt werden, als im Sommer Hunderte Menschen an einem Gentechnik-Aktionstag nach Groß Luesewitz kamen. "Im zweiten Versuchsjahr sind wir vor den Gentechnik-LobbyistInnen da", sagt Falk Beyer, eineR der AktivistInnen, die lieber für sich selbst reden möchten, statt sich durch SprecherInnen vertreten zu lassen. "Mit unserem Protest wollen wir die Ausbringung genmanipulierter Organismen in die Umwelt, die unumkehrbare Folgen haben kann, verhindern. Wir laden alle Menschen - aus der Region und auch darueber hinaus von ueberall - ein, sich nicht weiter von der verschleiernden Rhetorik aus dem AgroBioTechnikum verblenden zu lassen und sich am Widerstand gegen die Gentech-Mafia zu beteiligen." Jede Freisetzung genetisch veraenderter Organismen birgt das Risiko unkontrollierbarer und kaum vorhersagbarer Folgen in sich. Sobald solche Organismen in Austausch mit anderen Lebewesen treten, kann es zu Auskreuzungen und artuebergreifenden Gentransfers kommen. Die ForscherInnen kennen haeufig nur eine oder wenige Wirkungen ihrer genetischen Neukombinationen. Das Zusammenspiel neu eingebauter Gensequenzen mit anderen Erbgutinformationen ist in keinem der Versuche komplett bekannt. Die Gentechnik ist ebenso wie die Atomkraftnutzung eine Risikotechnologie, die im Verhaeltnis zum hypothetischen Nutzen untragbare Risiken mit sich bringt. Sie ist hochgefaehrlich, da kleine Fehler zu katastrophalen Folgen fuehren koennen. Und sie steht im Dienst ohnehin schon maechtiger Industrien und Interessengruppen und soll deren Macht gegenueber anderen Menschen und Organisationen weiter ausbauen.
Die AktivistInnen, die jetzt das Feld besetzen wollten, gehoeren nicht einem bestimmten Verband an und wollen auch nicht fuer Logos werben. Sie kommen aus verschiedenen politischen Zusammenhaengen, einige von ihnen sind auch in bekannten Umweltorganisationen aktiv. Sie verfolgen auf dem Acker von Groß Luesewitz einige gemeinsame Ziele und laden die Menschen vor Ort ein, gleichberechtigt am Widerstand gegen Gentechnik und die Beherrschung der betroffenen Menschen durch Profit und Macht mitzuwirken. Von der Rhetorik der Gentechnik-Profis lassen sie sich nicht einschuechtern, vielmehr wollen sie falsche Versprechungen demaskieren, Kritik offensiv vortragen und eigene Positionen formulieren: "Wir lassen uns von den Reden der Versuchsleiterin Inge Broer nicht taeuschen. Wir werden uns entschieden den herrschaftlichen Gentechnologie-Interessen in den Weg stellen", sagt Philipp vom Kesselberg. Die Aktionsgruppen sind telefonisch unter 0173-1791262 erreichbar. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite http://www.gentech-weg.de.vu.

An die VertreterInnen der Medien:

Sie erreichen die AktivistInnen der gescheiterten Gen-Acker-Besetzung telefonisch auf dem Presse-Handy 0163-9233618. Viele verschiedene Menschen sind hier gerne bereit, Auskunft ueber die Hintergruende und Motivationen dieser Aktion zu geben bzw. ueber den Kartoffel-Versuch zu informieren. Nach "den Verantwortlichen" oder "LeiterInnen" zu suchen, waere dagegen vergebliche Muehe. Die hier gegen Gentechnik engagierten Menschen organisieren sich eigenverantwortlich und selbstaendig, sie brauchen keine FuehrerInnen.

AbsenderInnen: Einige der Genfeld-BesetzerInnen...