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2007-06-09

Bericht und Fotos zu den beiden Blockadetagen [06. & 07. Juli 2007] zum G8-Gipfel in Heiligendamm aus meiner Sicht

Die Tage davor gab es Blockade-Trainings im Camp sowie mehrere Plena zur Einteilung der Bezugsgruppen in die Finger [5-Finger-Taktik*], zum Vorgehen, etc..

In der Nacht davor gab es Alarm im Camp, der sich aber relativ schnell als Fehlalarm rausstellte.

06.06.07 – Mittwoch – 1. Blockade-Tag

Am Mittwochmorgen trafen sich alle bei ihren Fingern und dann ging es auch irgendwann los. Aufgrund der wirklich vielen Menschen, die mitkamen, zog sich das eine Weile hin. Es waren sicherlich 2.000 oder 3.000 Menschen. Allerdings lässt sich das schwer abschätzen, weil man nie den ganzen Zug sehen konnte, was wiederum für seine Größe spricht. Diejenige, die es wissen könnte dürfte die Polizei [oder Bundeswehr? – hab nicht drauf geachtet] sein, die die ganze Zeit mit ca. 8 Helis über der Demo kreiste. Warum so viele, ist mir schleierhaft. Wir liefen die ganze Zeit über Felder, um den Bullenansammlungen auf den Straßen aus dem Weg zu gehen, daher hatte ich keine genaue Orientierung, wo wir waren. Es gab natürlich vorher keine Ankündigungen über das Ziel und den Weg, damit eventuelle V-Männer im Camp keine wertvollen Infos an die Bullen weitergeben konnten.
Irgendwann sammelten sich alle hinter einem Hügel. Dort konnten sich alle noch mal kurz ausruhen, die Finger wurden erneut geordnet und es ging los. Auf dieser ziemlich großen Freifläche konnte man einen groben Überblick über die Anzahl der Anwesenden bekommen, wobei sie hier natürlich eher verstreut waren, als im Demozug. Dann teilten sich die Finger auf – die Straße war bereits zu sehen. Vor der Straße war ein Bahndamm. Auf dem Weg dorthin mussten noch zwei kleine Bäche überquert werden, beim 2. wurden provisorische Brücken aus Strohsäcken [aus dem Camp zum Sitzen mitgebracht] gebaut. Die Finger teilten sich weiter auf. Die Polizei, die von der Masse der Menschen relativ überrascht schien, lief zwar noch kurz unentschlossen hin und her aber, zumindest auf unserer Höhe stellte sie sich dann einfach nur in Schildkrötenformation auf den Bahndamm. Offensichtlich hatten sie nach der Panikmache nach der Großdemo damit gerechnet in einem Steinhagel unterzugehen. Ob es bei allen Fingern möglich war einfach auf die Straße rauf zu laufen weiß ich nicht genau, aber augenscheinlich gab es keine größeren Probleme. Überall Jubel.
Schnell wurden Sitzblockaden gemacht. Einige Polizisten marschierten auf, schienen aber auch nicht so recht zu wissen warum und machten bei uns auch keinerlei Räumungsversuche. Sofort war auch die Presse da. Lautstark wurden Parolen gerufen – „Block G8“ „A-Anti-Anticapitalista“ „Wir sind viele, was seid ihr?“ etc.
Einige Zeit später kehrte etwas mehr Ruhe ein, die Bullen zogen sich mehr und mehr zurück, Erfolgsmeldung, dass alle Leute es geschafft hätten und die Blockade rückte zusammen, um ein großer Block zu werden.
Beim Blick auf die Karte, war ich dann doch ziemlich erstaunt, dass wir genau vor dem Osttor saßen. Wir saßen tatsächlich auf der Hauptstraße zwischen Rostock und Heiligendamm direkt vor dem Tor – ich hatte vorher nicht damit gerechnet, dass man da so „einfach“ rauf kommt, aber es lag wahrscheinlich an der enormen Masse von Blockierern und der guten Planung.
Da sich die Lage beruhigt hatte, setzten sich einige Leute in die Sonne auf den Bahndamm, andere entfernten einen neben der Straße verlaufenden Vorzaun aus Stacheldraht und so’nem komischen Plastikband, was wieder andere als Hängematte benutzten. Der Großteil der Leute blieb auf der Straße. Es war echt eine angenehme Stimmung. Und die ganze Straße, zumindest soweit ich gucken konnte und wahrscheinlich noch weiter, war voll mit Leuten.
Im Laufe des Tages wurden mehrere Plena abgehalten über das weitere vorgehen. Sie dauerten meist ewig und waren sehr zäh. Viele Argumente wurden mehrfach angebracht und dadurch ging es nur sehr langsam voran.
Irgendwann spaltetet sich eine Gruppe von ca. 500 [oder mehr?] Blockiereren ab und versuchte das Westtor [Hinter Bollhagen] zu erreichen, um die Blockierer dort zu unterstützen. Zu dem Zeitpunkt war nicht ganz klar wie viele Leute dort wirklich waren und ob sich noch jemand auf den Weg dorthin gemacht hat. Das Handynetz war teilweise besetzt und es schien niemand verlässliche Kontakte nach Camp Wichmannsdorf zu haben. Generell kamen besonders in der Anfangszeit Infos nur sehr schleppend zur Blockade. Wichtige Infos wurden per Megaphon mitgeteilt, wie z.B. Blockiererzahlen, weitere blockierte Straßen, etc.
Im Laufe des Tages kamen auch noch ein Lauti und Vokü. Spätestens da dürfte wohl ziemlich klar gewesen sein, dass die Bullen nicht so schnell vorhaben zu räumen.
Irgendwer meinte, dass fast die komplette Belieferung von Heiligendamm [Material und Personen] laut mehreren Presseagenturen über den See- und Luftweg abgewickelt werde, da ich glaube zumindest zeitweise alle Zufahrtsstraßen blockiert waren [auf alle Fälle alle wichtigen Wege]. Das erklärte auch den permanenten Hubschrauberverkehr. Am Anfang und später auch noch mal versuchten die Helis auf dem Feld zu landen, aber ihnen lief gleich eine große Menge Leute entgegen. Zumindest beim ersten Mal kamen glaube ich Polizei-Einheiten aus dem Heli um das Tor besser zu sichern. Bei den anderen Malen habe ich gar nicht drauf geachtet [weiß jemand mehr?].
Wie schon erwähnt war bei uns die Stimmung bei uns echt angenehm, allerdings meinte jemand vorne sei sie etwas gereizter. Meiner Meinung lag es hauptsächlich daran, dass die Bullen meinten mit Wasserwerfern auffahren zu müssen. Anstatt, dass sie damit einfach hinter der nächsten Straßenecke stehen bleiben, dann sind sie auch in einer Minute am Tor und provozieren aber niemanden. Aber in Anbetracht der Aktion mit den Agents Provocateurs [ich habe es erst später aus der Presse erfahren], ist ja klar warum die Bullen auch die einfachsten Möglichkeiten zur Deeskalation nicht nutzen. Allerdings war ich zu dem Zeitpunkt nicht vorne am Zaun und kann zur Stimmung nur sagen, was ich gehört habe.
Und natürlich mussten die Bullen auch wieder am Rand der Demo lang laufen und haben beim zweiten Mal sogar genau auf unserer Höhe gewendet. Also entweder reine Provokation oder sie hatten echt Schiss bekommen bis ganz nach vorne durch zu gehen.
Irgendwann kam auch noch die Nachricht, das irgendwo ein Loch im Zaun sei.
Als es dämmerte war die Blockade allmählich schon ziemlich zusammengeschrumpft [aber immer noch mindestens 500 Menschen oder so(?)] und so wurde beschlossen zu einer weiteren Blockade weiter weg von Zaun aufzuschließen.
Wir machten uns auf den Nach-Hause-Weg. Alles ziemlich ruhig. Auf dem Rückweg habe ich mich noch mit einem Mensch vom Legal-Team unterhalten, der meinte die Polizeidirektoren bei Kavala schieben sich alle gegenseitig die Schuld zu, es hätte sogar teilweise Beeinträchtigungen des Seeweges nach Heiligendamm gegeben [wusste er allerdings nicht 100%ig sicher]. Trotz der inzwischen 20.000 bis 21.000 Beamten musste noch mehr angefordert werden. An uns fuhr noch eine 30 bis 40 Wagen zählende Polizeikolonne vorbei [wahrscheinlich Wachablösung].
Ca. 0:30 war ich im Camp, da dort alle Rechner besetzt waren und es schon spät war, habe ich den Bericht nicht an dem Abend mehr geschrieben, denn am nächsten Tag musste ich schon wieder um 6:30 einigermaßen wach sein…

07.06.07 – Donnerstag – 2. Blockade-Tag

7:00 war Plenum. Einige gingen zum Osttor um es zu verstärken, aber es gab auch den Plan das Westtor [Hinter Bollhagen] erneut zu besetzen. Als es dann um 9:00 am Haupteingang des Camps Richtung Westtor losging, war ich erstaunt wie viel Leute doch mit dabei waren. Alldieweil um 9:00 im Zelt ein zweites Plenum war mit Leuten die nicht ganz so früh aufstehen wollten.
Also ging es los. Wir waren vielleicht 1.000 Leute. Da das nicht wirklich organisiert wurde [also nicht in dem Maße wie am Vortag], wurden Richtung und vorgehen meist sehr spontan entschieden. Es ging relativ zügig voran. Irgendwann war auch kurz ein Heli zu sehen, verfolgte uns aber nicht weiter.
Später, als wir uns der ersten Straße näherten, kamen uns 2 Bullenautos entgegen. Als sie allerdings sahen, was ihnen da entgegenkam machten sie kehrt. Direkt vorne an der Straßen standen dann vielleicht 8 Wannen oder so. Rechts von unserem Weg war ein Haus und ganz viel Feld. Der gesamte Zug kam ins Stocken und es dauerte ewig bis man die Leute dazu bewegen konnte einfach die schon gestern und so oft davor bewehrte 5-Finger-Taktik anzuwenden [meines Erachtens waren allerdings auch sehr viele neu dazu Gekommene mit dabei]. Schließlich kamen wir dann aber doch ganz gut über die Straße. Ich glaube alle sind rüber gekommen.
Dann ging es weiter durch die Wälder. Es war wirklich cool, die Stimmung war angenehm, aber entschlossen. Es war so eine Mischung aus Wandertag und Guerilla-Aktion. Wir versuchten möglichst in Wäldern zu laufen, damit wir nicht sofort von Heli gesehen werden, versuchten möglichst wenige Straßen zu überqueren bzw. ihnen nahe zu kommen. Inzwischen hatte sich auch jemand mit Fotokarte gefunden, der den besten Weg wusste.
Die 2. zu überquerende Straße verlief durch einen Wald. Als wir den Waldweg runter liefen standen unten auch schon Bullen bereit und gingen, soweit ich das sehen konnte ziemlich hart gegen die ersten Demonstranten vor, worauf wieder die 5-Finger-Taktik griff. Diesmal fast automatisch bei einem Großteil der Leute. Wir liefen rechts in einen sehr dichten Tannenabschnitt rein. Und liefen parallel zur Straße um uns möglichst weit aufzufächern. Es wurde ordentlich laut „Haut ab! Haut ab!“ gebrüllt. Für die Bullen auf der Straße muss es ein ziemlich krasses Bild gewesen sein: Da man nicht weit in den Wald gucken konnte, sah es so aus, als wären überall Leute, endlos viele, und der ganze Wald brüllt dich an, dass du abhauen sollst. Sie haben nicht großartig probiert uns aufzuhalten. Also ging es auch über die Straße relativ gut. Ich glaube auch hier gab es keine Festnahmen. Evtl. einige von den Leuten, die am Anfang von den Bullen attackiert wurden? Weiß jemand mehr?
Irgendwann war auch Hinter Bollhagen zu sehen [ca. 2h Fußweg]. Dort angekommen versuchte der größte Teil an einer Stelle auf die Straße zu kommen, wo 2 Wawes rum standen. Eine Gruppe von 100 bis 150 Blockierern gelangte allerdings über ein Grundstück hinter der Polizei auf die Straße.
Da standen wir also zwischen Tor und den Bullen aber leider mit viel zu wenigen Leuten. Und da der Wawe bereits auf die anderen Demonstranten schoss schienen die meisten anderen auch nicht zu merken, dass wir bereits auf der Straße waren. Es wurden Barrikaden gebaut und eine Sitzblockade gemacht. Allerdings kamen von hinten enorm viele Einheiten und vor uns hatte sich einer der Wawes und eine Bullenkette an der Barrikade postiert. Also zog sich ein Teil zurück, da wir die Straße nicht lange hätten halten können. Beim Gehen habe ich noch gesehen, dass die ersten Leute noch eher sanft weggedrängt wurden [weiß jemand, was mit dem Rest war, insbesondere der Sitzblockade?].
So sammelten wir uns wieder beim Rest. Wir waren zwar nicht auf der Straße, aber die Bullen machten mit ihren inzwischen 4 Wawes die Straße komplett dicht. Auch gut – kommt auf gleiche hinaus. Immer mal wieder schoss die Polizei mit dem Wawe in die Menge. Es wurden Sprüche gerufen: „Block G8“ „Wir sind friedlich was seid ihr“ „Eure Kinder, werden so wie wir“ etc.
Es wurden Transpis ausgerollt. Die Leute fingen langsam an sich hinzusetzen. Leider blieben sehr viele Leute viel zu weit hinten auf dem Feld – keine Ahnung warum. Clowns-Armee und Pink-&-Silver-Fraktion munterten die Staatsbeamten auf.
Die Sonne brannte vom Himmel und wir konnten uns ins kühle Gras legen, während die Herren in grün und schwarz-grau in voller Montur meist mit Helm die Straße bewachen mussten auf der zu dem Zeitpunkt eh kein passieren möglich war.
Die ganze Zeit flogen Helis über unseren Köpfen Kreise. Meist sah es mehr nach Flugübungen aus, aber immer wenn sie irgendwo in der Nähe des Zaunes landeten machte sich sofort eine große Menschenmenge auf und lief zum Landeplatz. Mehr und mehr Menschen verließen auch den Platz entlang des Zaunes Richtung Vorder Bollhagen. Ich verstand nicht ganz warum, vor allen Dingen, weil es sich vorne an der Straße langsam leerte. Woraufhin auch irgendwann die Bullen die Helme abnehmen durften. Irgendein Spruch über ihre schönen Haare folgte.
Wenn man da rum lief hatte es fast Volksfest-Charakter. Später kam dann auch noch Vokü und Lauti.
Inzwischen standen die Wasserwerfer längs zur Straße und einige Polizeiwagen passierten die Straße. Irgendwie hat das aber keiner so richtig gecheckt. Erst als die Leute die den Zaun Richtung Vorder Bollhagen lang sind zurück kamen [sie wurden von der Polizei aufgehalten] und einer von ihnen sich aufregte, dass die Straße wieder frei sei, kommt Bewegung in die Leute. Alle stehen auf. Bald setzen die Bullen ihre Helme auf. Kurz darauf stehen die Wawes wieder quer und blockieren somit wieder die Straße. Ziel erreicht. Schon ein erhebendes Gefühl wenn man den Bullen indirekt diktieren kann, wie sie ihre Wawes anzuordnen haben und wir sie zum Blockieren der Straße nötigen können. Es wird 4 mal durchgesagt, dass, wenn wir nicht von der Polizeikette weggehen, der Wawe eingesetzt wird – allerdings passiert nichts. Irgendwann setzen sich die Leute wieder hin. Nach einiger Zeit setzen die Bullen wieder ihre Helme ab und kurze Zeit später stehen auch wieder die Wawes längs zur Straße. Die Leute stehen wieder auf, aber die Bullen haben anscheinend unser Spiel begriffen und lassen die Wawes stehen.
Die Hedonisten machen einen kleinen Rave direkt vor den Bullen.
Es gibt ein Plenum wie der Stand ist und was zu tun ist. Plötzlich fängt ein Wawe an, in die Menge zu schießen. Das Plenum wird verlegt auf später. Alle eilen nach vorne. Durch die Unruhe entsteht eine größere Lücke. Wir versuchen die Leute dazu zu bringen sie wieder zu schließen und stehen daraufhin in einer Kette in der ersten Reihe. Vor uns behelmte Bullen aus Niedersachsen und NRW. Die Presse wird gebeten die Demo zu verlassen, „This is what democracy looks like!“
Plötzlich rennen sie rechts von uns rein um Leute raus zu ziehen. „Wir sind friedlich, was seid ihr?“ Es fliegen allerdings auch Plastikflaschen. Leute versuchen das zu unterbinden. Es werden vorne Plastikflaschen gesammelt und wir bitten die Bullen sie hinter sich zu legen. Machen sie aber nicht und hindern uns sogar aktiv daran die Flaschen hinter sie zu schieben. Das heißt sie suchen nur einen Grund, damit es richtig abgehen kann. Teilweise ziehen sie ihre Knüppel und machen einen Ausfallschritt. Wenig später fangen sie dann an, die Reihen zurück zu drängen. Ganz langsam verschaffen sie sich Meter für Meter. Die Wasserwerfer schießen pausenlos in die Menge. Es werden immer mehr Wawes eingesetzt. Ein Bulle, der hinter den Reihen aber genau auf meiner Höhe steht, zieht eine Art Pistole aus seinem Halter [er trägt eine große Gasflasche auf dem Rücken]. Ich bekomme das nur so halb mit, aber mein Kettennachbar brüllt ihn plötzlich an: „Ey man, lass das sein! Bitte, das willst du nicht machen!“ Ich vermute es war Reizgas bzw. Pfefferspray. Der Bulle schaut ihn an, und packt das Ding vorerst wieder weg. Als kurzzeitig etwas Ruhe einkehrt verziehe ich mich nach weiter hinten. Ich bin triefend nass und mache mir Sorgen um meine Kamera. Alldieweil inzwischen 7 Wawes im Einsatz sind und die Reihe bereits ca. 20 bis 30m von der Straße weg ist, macht es für mich keinen Sinn mehr mir dafür entweder eine Ladung Pfefferspray in die Augen jagen zu lassen und eins auf die Fresse zu kriegen [nennt es feige, aber zu dem Zeitpunkt, war imho der Standpunkt nicht mehr zu halten].
Die Attacken gehen weiter [am Ende sind sogar 9 Wawes im Einsatz]. An einem Rand werden Verletzte von Sanis behandelt, die ebenfalls [laut Aussage von Leuten dort] direkt beschossen werden. Über Lauti wird gebeten auf die Verletzten zu achten. Später erfahre ich, dass vorne auch Pfefferspray eingesetzt wurde. Ein Teil der ersten Reihe saß zum Beginn der Räumung. Diese Leute wurden mit Schilden und Stiefeltritten zum gehen bewegt.
Am Ende haben die Bullen mit sehr viel Gewalt und völliger Unverhältnismäßigkeit uns von der Straße weg. Viel wurde über die Straße eh nicht abgewickelt. Ein paar Delegierte sind wohl über diesen Eingang rein, aber die hätten ja ebenso gut wie allen anderen auch das Schiff nehmen können. Naja.
Auf dem Rückweg gibt’s noch eine Vokü. Von Steffenshagen nach Reddelich wurde ein Shuttle-Service eingerichtet. Überall sind Leute unterwegs – vereinzelt auch Bullen. Auf dem Rückweg erfahre ich noch, das bei der Räumung zum Schluss jemand durch einen Wawe ein Auge verloren hat. Dies wird im Camp auch bestätigt.

FAZIT
Ich fand die beiden Blockade-Tage sehr erfolgreich. Aus mehrerlei Hinsicht: Einerseits wegen der erreichten Ziele. Ständige Blockade des Osttors. Teilweise komplette Blockierung aller Landzugänge. Straßen wurden mehrfach blockiert. Die G8-Veranstalter waren gezwungen auf den See- und Luftweg Mensch und Material nach Heiligendamm zu schaffen. Andererseits die Vielfältigkeit – von Massenaktionen bis zu kleinen aber dafür sehr militanten Aktionen. Überall im Gebiet. Die Bullen hatten kaum eine Chance. Obwohl zum Schluss über 20.000 [oder mehr am letzten Tag?] eingesetzt wurden, konnten sie ihre wenigen Ziele [zeitweise Räumungen, etc.] meist nur mit heftiger Gewalt durchsetzen. Teilweise haben sie es nicht mal mit Agents Provocateurs geschafft friedliche Blockaden aufzustacheln.
Zusammen mit den gefälschten Zahlen [2 statt 32 Schwerverletzten Bullen am Samstag / von den 433 Verletzten war auch ein großer Teil Augenreizungen, ergo sind sie in ihr eigenes Pfefferspray gerannt] und der imho sehr schlechten Pressearbeit [auf der Kundgebung hätte jemand laut dpa von der Bühne aufgerufen den „Krieg in die Demo zu tragen“, dabei hat er zu friedlichen Protesten ermahnt / die Gewaltgeilheit und Staatsgläubigkeit —> gilt nur für einen Großteil der Presse / usw. usf.], zeigt, das wir trotzdem enorm viele Möglichkeiten haben, weil wir viele sind und entschlossen. Und wenn auch die Leute unterschiedliche Arten des Protests wählen, dann ist das kein Nachteil sondern eine weitere Stärke bei der Menge an Leuten. Vielleicht war es am Samstag noch ein Manko weil Presse, Bullen und Schäuble genau das hatten was sie wollten – sie konnten entweder alle in einen Topf werfen oder jeden mit schwarzen Kapu als Black-Block-Hobby-Hooligan-Terroristen bezeichnen und ihm die ganze Gewalt in die Schuhe schieben.
So konnten sie zwar ihren Gipfel abhalten, aber nur hinter ihrem Stacheldrahtzaun und draußen sah die Welt schon ganz anders aus.

  • 5-Finger-Taktik bedeutet man geht als ein Pulk los [Faust] und spaltet sich kurz vor der zu überquerenden oder zu besetzenden Straße aus [Finger] um dann die Polizeiketten möglichst breit gefächert zu durchfließen. Und obwohl diese Taktik schon länger von Castortransporten und ähnlichem bekannt ist, kann die Polizei nichts dagegen machen.

Nachtrag: Auch dieser Bericht ist nur aus meiner Sicht geschrieben. Und auch ich bin nur ein Mensch, wenn du also Ergänzungen, etc. hast, bitte ergänze.

Dieser Bericht und der von der Großdemo am Samstag [ http://de.indymedia.org/2007/06/180118.shtml] werden neben Demoberichten aus Berlin auch die Tage auf meiner Seite zu finden sein: www.unbefugter.com

http://www.unbefugter.com

[http://de.indymedia.org/2007/06/183425.shtml]