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2007-06-09

Internationale Brigaden: Plan B hat bereits begonnen

Neue, geänderte Übersetzung: www.gipfelsoli.org/Texte/Militanz/4096.html

Plan B hat bereits begonnen – Schliess dich an – dem Kampf unserer Leidenschaft

In gewissen Momenten ist es angebracht, seine Stimme zu erheben und ohne Umschweife so einfach wie moeglich und direkt zu Allen zu sprechen.
Einer dieser Momente ist jetzt gekommen.
Wir werden uns kurz zu den Ereignissen des 2.Juni 2007 in Rostock im Zusammenhang mit der Demonstration gegen den G8-Gipfel aeussern. Selbstverstaendlich werden wir uns aus unserer eigenen Perspektive zu Wort melden – mit einer Stimme, die aus vielen verschiedenen Stimmen verschmolzen ist.
An diesem 2. Juni wollten Tausende von Menschen nicht noch einmal auf ein Protestritual warten, das wir so oft erlebt haben und uns ermuedet :
Mobilisierungen, Demonstrationen, Aktionen mit oft weniger als symbolischem Gehalt und Konferenzen die gekroent sind von lang vorbereitete Erklaerungen von einigen obskuren Buerokraten. Erklaerungen, in denen man sich allgemein verpflichtet, die Lage der Welt zu verbessern, insbesondere mit Blick auf die Opfer.
Jetzt haben sich Tausende nicht mehr damit abgefunden, nur zu reagieren oder sich zu verteidigen, sondern haben selbst die Initiative uebernommen und an dem Ort des G8-Gipfels, an dem sich die Macht der Herrschenden und die kapitalistische Ausbeutung manifestiert und der globale Krieg gegen die Menschheit ausgeweitet wird, mit vollem Bewusstsein angegriffen.
Die G8-Staaten sind nicht nur der symbolische Ausdruck der Dominanz des Kapitals, das die ganze Welt umfasst. Sie sind nicht nur ein absurdes Theater von dubioser Qualitaet, auf dessen Buehne sich ein weiteres Ritual ihrer Macht und Arroganz zur Schau stellt, sondern sie haben das Ziel, ihre Regeln und Gesetze auf all unser Leben auszudehnen. Die G8-Staaten sind auch das Symbol der Leidenden, dessen Leid sie taeglich selbst millionenfach produzieren und zu verantworten haben.

Barricade

Das ist die Antwort an alle, die ueber unsere Gewalt sprechen, denn es sind die Maechtigen, an deren Haenden Blut klebt.
Letztendlich sind die Geschehnisse einfach zu erklaeren:
Menschen, mit der Sehnsucht nach Freiheit, haben gemeinsam entschieden, den Symbolen des Kapitalismus, dem verlogenen Gesicht des Staates, repraesentiert durch Polizeiarmeen dieser Welt, in praktischer Weise zu widerstehen.
Wohlmeinende Treffen, Versammlungen und lange Reden, denen kein lautes Krachen und Donnern in den Strassen unserer Metropolen folgt, fuehrt zu Ohnmacht und Resignation.

Wir sprechen noch eine andere Wahrheit der Kaempfenden von Rostock aus:
Sie kommen aus allen Gegenden dieser Welt und brauchen keine Ausweise um sich gegenseitig zu erkennen, Banden zu konstituieren oder neue Formen des Lebens auszuprobieren. Wir kennen keine Nationen und wollen alle Grenzen, die unsere Leben, Gedanken und Koerper trennen – materiell und symbolisch – niederreissen.
Wir sind multiple Subjekte und Wesen mit dem Verlangen, Bedingungen fuer ein ekstatischeres und gluecklicheres Leben zu schaffen.
Wir kommen von ueberall – und wir erscheinen ueberall.

Die, die das Gegenteil behaupten, sind unverbesserliche Luegner. Glaubt ihnen nicht. Es existiert noch eine Wahrheit: Hinter jeder Maske verbarg sich ein Laecheln, aus jedem geworfenen Stein gegen die Ordnungskraefte der Macht sprach Leidenschaft und hinter jedem revoltierenden Koerper, aufbaeumend gegen die Ungerechtigkeiten dieser Welt, bahnt sich das Verlangen nach Leben.
Wir leben nicht von traurigen Leidenschaften und Ressentiments: Waere es so, haetten wir nicht so lange gekaempft und Widerstand geleistet, wie wir es taten. Deswegen lasst euch nicht taeuschen, und schaut zu jenen, die neben euch stehen und denen ihr euch verbunden fuehlt und jenen, die ihr liebt, denn vielleicht ist dies einer dieser Koerper, eines dieser Laecheln, einer dieser Haende, die fuer den Kampf arbeiten.

Die tiefe Leidenschaft, die uns verbindet, explodierte im gleichen Moment in unseren Herzen und Seelen. Wir haben unser leidenschaftliches Gefuehl zusammengetan und es gegen die Obrigkeit eingesetzt und das ist das Geheimnis unseres Kampfes – gefuehrt in dem Zentrum des asymmetrischen Konflikts – so widerstehen wir der scheinbaren Uebermacht des Gegners, seiner Waffen und seiner Macht.

Einzeln sind wir nichts – gemeinsam sind wir stark.
Vereint sind wir eine Kommune – die Kommune von Rostock.

Wir sind alle hergekommen mit unseren unterschiedlichen Erfahrungen, persoenlichen und kollektiven Geschichten und Erinnerungen. Geschichten von sozialen Kaempfen und politischen Konflikten, gefuehrt in allen Ecken dieser Welt.
Wir wollen die Ereignisse des 2. Juni nicht einfach als die Wiederholung vergangener Zyklen von Konflikten und Auseinandersetzungen verstanden wissen, die seit dem 11. September 2001 auch viele Enttaeuschungen erleben musste.
Wir glauben hingegen, dass der 2. Juni orkanartig einen starken und entschlossenen Bruch mit der Phase von Niederlagen und Traurigkeit markieren und eine neue Phase des Widerstandes einleiten koennte. Auf der Suche nach jedem Loch, durch das wir hindurchgehen koennen, um auf die andere Seite des Spiegels, auf die Seite der Freiheit zu fluechten.
Und nun – GenossInnen – seid Sand im Getriebe dieser Welt.

Lang lebe die Kommune von Rostock
Internationale Brigaden
Rostock
4. Juni 2007