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2007-06-04

Anonym: Dunkle Wolken ziehen auf..

Die Ereignisse der Großdemonstration in Rostock am Samstag, 2. Juni waren überschattet von Ausschreitungen zwischen der Polizei und gewaltbereiten Demonstrierenden. Den kommerziellen Medien – gerade den konservativen – spielten die Bilder, die sich ihnen dort bot ebenso in die Hände wie für die staatlichen Repressions- und Sicherheitsorgane. Diese können nun wohl mit einer erhöhten gesellschaftlichen Akzeptanz hinsichtlich härteren Durchgreifens rechnen.
Eine Menge wurde geschrieben im Vorfeld über den G8 und die darauf bezogenen Proteste. Den “Gipfel der Gewalt” fürchtete >>Die Zeit<< dieser Woche zum Beispiel. Mit dem Angriff der Polizei auf den ‘Make Capitalism History’ Block an der Hafenstraße auf der Großdemonstration setzte eine Gewaltspirale ein, welche jenen kommerziellen Medien die heisersehnten Bilder in die Hände spielte. Die weiterhin laufenden Programme erschienen wie eine Farce. Dies ist vor allem ärgerlich für all jene involvierte Menschen, welche sich um Inhalte (egal ob nun reformistisch oder revolutionär) beschäftigten, diese gingen gnadenlos unter. Was nun die Auslöser für die Gewaltausbrüche waren, darüber gehen die Meinungen auseinander.

In einer Zeit wo sich soziale und progressive Kämpfe in Deutschland hauptsächlich um den Geist der Bevölkerung dreht, also eine klare Gewichtung auf der abstrakten Ebene hat, sind jene Ereignisse vom Samstag ohne Frage nicht gerade zuträglich für die Bewegung/en und ihr Mobilisierungspotenzial.
Dies wirft nun zwangsläufig Fragen über Gewalt und deren Umgang auf. Auf die latente Gewalt eines jeden Staates und deren rechtliches Monopol soll hier nicht eingegangen werden, dessen Scheuslichkeit steht ausser Frage! Jedenfalls, Gewalt per se zu verurteilen straft jenem Widerstand lügen wie er sich z.B. während des 2. Weltkrieges zur Wehr setzte und betrachtet im Endeffekt den jeweiligen Kontext nicht. Dieser Kontext scheint zentral für die Anwendung von Gewalt.

Gewalt als Methode oder politische Aktion einzusetzten ist nie mit anderen Aktionen zu vergleichen wo die körperliche Unversehrtheit von Menschen nicht betroffen ist. In einer Auswahl von Handlungsmöglichkeiten sollte Gewalt als letztes kommen, wenn alle anderen Möglichkeiten sich erschöpft haben. Des weiteren muss sie kommunizierbar sein, d.h. für Außenstehende der Sinn in ihrer Ausübung erkennbar sein; ohne dieses Element scheitert die Aktion auf früh oder spät und die Konsquenzen können verheerend sein (dies meint nur die Gruppen- oder Bewegungszusammenhänge nicht aber das Opfer).
Hinsichtlich Rostock lässt sich sagen, dass ein erfolgreicher Eilantrag für den kommenden Donnerstag wohl kaum mehr in Sicht ist. Nun, ob mit oder ohne die Protestierenden werden wohl sowieso versuchen zum Zaun – und hoffentlich darüber hinaus – zu gelangen, doch hätte eine Genehmigung die letzten paar Meter entspannter gestalten können. Wesentlich klüger wäre es gewesen die Kräfte für die eh heisseren Tage der Blockaden und Sternmarsches zu sammeln statt unsinnig Leute zu verheizen, obs nun diejenigen sind die festgenommen wurden oder jene welche Wurfgeschosse der tobenden Demonstrierenden selbst abbekamen. Letzteres zeugt wohl ausschließlich von dem Rausch blinder Wut Steine o.ä. einfach nur grob in die Richtung der Polizei zu werfen, mit Vernunft lässt sich das nicht erklären.

Was wir aus den Vorfällen lernen sollten ist das Potenzial zivilen Ungehorsams richtig einzuschätzen und Gewaltausbrüche zu unterbinden, wenn sie keinerlei Sinn machen. Die Möglichkeiten die uns am Samstag in Rostock offen standen haben wir im Ansatz gesehen, ob nun der subversive Widerstand der Clownsarmy oder einfach die schiere Masse an Menschen, zu deren Teilung die gewaltsamen Auseinandersetzungen samstags maßgeblich beitrug.
Argumente wie mit Lichterketten eine bessere Welt erschaffen werden soll verstehe ich ebensowenig wie mit Steinwürfen ein herrschaftsfreies Leben geschaffen werden soll. Vielleicht sollte jene dähmliche Schwarz-Weiß Malerei mal überdacht werden, dieser Verunglimpfung sehen wir uns schon zur genüge in den (meisten) kommerziellen Medien ausgesetzt.

la lucha sigue!

[http://de.indymedia.org/2007/06/180801.shtml]