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2007-03-16

Das Märchen zum G8-Gipfel - Sat.1 dreht Film

Die romantische Komödie „Frühstück mit einer Unbekannten“ wird am Originalschauplatz in Heiligendamm gedreht. In den Hauptrollen: Jan Josef Liefers und Julia Jentsch.

Heiligendamm (dpa) Polizei-Eskorten brausen auf Motorrädern heran, aus schwarzen Limousinen steigen Politiker in ebenso schwarzen Anzügen. Im Tagungshotel des G8-Gipfels in Heiligendamm werden sie von freundlichen Portiers im Livree empfangen. Fast scheint es, als sei der Gipfel, zu dem im Juni die wichtigsten Staatschefs an der Ostsee erwartet werden, heimlich vorgezogen worden.

Tatsächlich aber dreht der Fernsehsender Sat.1 am Originalschauplatz des G8-Treffens einen Film, der auf dem Gipfel spielt. „Frühstück mit einer Unbekannten“ wird allerdings kein Gipfelfilm, sondern das Märchen zum Gipfel“, betont Produzentin Judy Tossell. Sendetermin ist Ende Mai, nur wenige Tage vor dem Gipfel-Treffen.

Der Film ist die Adaption der vielfach ausgezeichneten BBC-Produktion „The girl in the café“ (Das Mädchen im Café), die zum G8-Gipfel im schottischen Gleneagles 2005 erschien. Ein Mitarbeiter des Finanzministeriums, gespielt von Jan Josef Liefers („Knockin' on heaven's door“/1997) verliebt sich in ein Mädchen, das er in einem Café kennenlernt und als Begleitung mit zum Gipfel nimmt. Dort sieht die von Julia Jentsch („Sophie Scholl - Die letzten Tage“) gespielte Hebamme, wie die Großen der Welt mit den Problemen der Kleinen umgehen und begehrt lautstark dagegen auf. In weiteren Rollen sind Andrea Sawatzki und Jürgen Heinrich sowie Iris Berben als Bundeskanzlerin zu sehen.

Das Original von 2005 wurde von Richard Curtis verfasst, der schon die Drehbücher von Komödienhits wie „Bridget Jones“ oder „Notting Hill“ schrieb. Er erhielt zusammen mit Regisseur David Yates („Harry Potter und der Orden des Phönix“ (2007)) auf der Berlinale 2006 den „Cinema for Peace“-Award für engagierte Filmprojekte. „Die Idee für die Neuverfilmung kam von der "Cinema for Peace"-Initiative, die den Fim auch mitproduziert“, sagt Tossell. „Allerdings wollen wir nicht genau den gleichen Film machen. Das Original ist eher ein Drama, wir gestalten unseren Film bewusst leichter als romantische Komödie.“ Das ist laut Tossell auch im Sinne von Curtis.

Gedreht wird seit Anfang Februar in Berlin. In Heiligendamm werden zahlreiche Innen- und Außenaufnahmen eingefangen, darunter die Ankunft der Protagonisten im Kempinski Grand Hotel und das Einchecken. Eine Woche ist dafür eingeplant. „Uns ist es wichtig, das Hotel komplett zu zeigen, damit die Leute auch einen Eindruck davon bekommen, wo der echte Gipfel stattfindet“, erklärt Tossell. Die erwarteten Proteste von Gipfelgegnern sind allerdings kein Thema: „Das, was draußen passiert, wollen wir weitgehend heraushalten.“

Nicht heraushalten will sich allerdings Hauptdarsteller Jan-Josef Liefers. Er sieht in der Romantikkomödie durchaus eine „starke Message“: „Der Film bringt unser aller Wunsch zum Ausdruck, dass die Politik hält, was sie verspricht.“ Filmpartnerin Julia Jentsch zeige in ihrer Filmrolle das Engagement, das auch im wahren Leben nötig sei. „Es gibt Punkte im Leben, an denen du aufstehst und sagst, was richtig ist und was falsch. Diese Chance musst du nutzen, egal ob du Hebamme, Maurer oder Schauspieler bist.“

Der gebürtige Dresdner Liefers hatte so einen Moment am 4. November 1989, als er auf dem Berliner Alexanderplatz eine Rede hielt, in der er sich gegen eine Vereinnahmung der Protestbewegung durch die DDR-Staatsmacht wehrte.

Von dem G8-Gipfel erhofft sich Liefers Fortschritte bei der Bekämpfung der Probleme Afrikas: „Schlechte medizinische Versorgung, dreckiges Trinkwasser, schlechte Schulbildung, extreme Armut. Das sind Probleme, die sind zu beheben. Wir dürfen nicht akzeptieren, dass alle drei Sekunden ein Kind an Hunger stirbt.“ Für die Proteste am Rande des Gipfels hat er Verständnis. „Ich finde nicht, dass man Politiker in Watte packen muss. Sie müssen den Wind aushalten, der ihnen ins Gesicht weht.“ Der Schauspieler kann sich durchaus vorstellen, sich auch selbst an Veranstaltungen zu beteiligen. „Ich lasse mich nicht vor jeden Karren spannen, aber vor diesen gerne.“

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