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2007-06-02

Gewalt überschattet Demonstration

Zehntausende protestieren friedlich. Wenige Tausend Randalierer verursachen schwere Krawalle.
Rostock (epd/dpa/OZ) „Rostock ist nicht Hamburg“, hatten die Veranstalter versichert und damit auf jüngste Ausschreitungen in Hamburg angespielt. Doch auch bei der Großdemonstration in der Ostseestadt mischten sich plötzlich etwa 2000 vermummte und gewaltbereite Autonome unter die Globalisierungskritiker und sorgten ab dem Nachmittag für schwere Randale mit zerbrochenen Fensterscheiben, umgekippten Autos, Wasserwerfern der Polizei, verletzten Beamten und Demonstranten.

Mehrere Zehntausend Menschen waren zuvor ungestört auf zwei getrennten Demonstrationszügen durch die Rostocker Innenstadt gezogen. Kreativ, hintergründig und bunt ließen sie ihrem Protest gegen die Politik der G8-Staaten freien Lauf. Sprüche wie „Luxus für alle“ oder „Kings on tour – never mind the poor“ standen auf den vielen Plakaten und Fahnen.

Unter dem Motto „Eine andere Welt ist möglich“ demonstrierten sie gegen Hunger und Armut in der Welt und forderten von den G-8-Staats- und Regierungschefs mehr Einsatz für die Entwicklungsländer und den Klimaschutz. Dabei gingen die Angaben über die Teilnehmerzahlen weit auseinander. Während die Polizei lange bei der Zahl von 20 000 blieb, nannten die Veranstalter, zu denen das globalisierungskritische Netzwerk Attac, viele Organisationen aus den Bereichen Entwicklungshilfe, Umwelt und Kirchen, aber auch linksradikale Gruppierungen gehörten, am Ende die vierfache Teilnehmerzahl.

Zu den Hauptrednern auf der Abschlusskundgebung zählte der philippinische Globalisierungskritiker und Träger des Alternativen Nobelpreises, Walden Bello. Er bezeichnete die G-8-Treffen als „überholte Einrichtung“. Die führenden Wirtschaftsnationen hätten ihr Ziel verfehlt, zu einer Institution des Friedens, der Gerechtigkeit und des Umweltschutzes zu werden. Auch das 2005 abgegebene Versprechen eines Hilfsprogramms für Afrika sei nicht in Sicht. Zudem scheine eine Einigung beim Klimaschutz „weiter entfernt denn je“.

Mit Beginn der Abschlusskundgebung am Stadthafen eskalierte die Situation. Ohne dass dies die Fernsehzuschauer bei der Live-Übertragung mitbekamen, flogen erste Steine und Bierflaschen gegen Polizeibeamte und Polizeifahrzeuge.

„Wer genau angefangen hat, kann ich nicht sagen“, berichtete Gottfried Clever von einer Gelsenkirchner Friedensgruppe. Der Demonstrant wurde selbst verletzt, als er versuchte, zwischen anderen Kundgebungsteilnehmern und der Polizei zu vermitteln. Dabei wurde er von einem Beamten, „aus Versehen“, wie die Polizei betonte, ins Gesicht geschlagen. Er habe schon den Eindruck gehabt, „dass die Polizei hier schon extrem aggressiv“ reagiert habe, äußerte Clever sein Unverständnis über die Präsenz mehrerer Hundertschaften. Allein ihre „Kampfuniform“ und die ständig am Himmel kreisenden Hubschrauber hätten die Situation keineswegs friedlich gestaltet.

Bei Krawallen sind Polizeiangaben zufolge 146 Polizisten verletzt worden, 25 davon schwer. Wie viele Demonstranten verletzt wurden, sei nicht bekannt, sagte Polizeisprecher Axel Falkenberg. Mehrere Personen seien festgenommen worden.